Nun, ich glaube nicht, dass irgendein heiliger Geist irgendwelchen Leutchen göttliche Geheimnisse eingeflüstert hat, aber doch, dass Manche Dinge 'sahen', die sie eben nur im Rahmen ihrer Verständnismöglichkeit begriffen - und so niedergeschrieben haben. Da hab' ich vor einigen Jahren mal einen interessanten Text dazu abgetippt 
In Antwort auf: Es geschah vor langer Zeit, in einer Wüstenregion, in der es nur wenige Bäume gab und Früchte kaum gediehen. Ein Mann, der sich selbst 'Prophet' nannte, überbrachte dem Volk ein Gebot, von dem er behauptete, es stamme von Gott selbst. "Hiermit befehle ich allen: Ihr dürft nicht mehr als eine Frucht pro Tag essen. Dies soll im heiligen Buch niedergeschrieben werden. Wer auch immer dieses Gebot übertritt, begeht eine schwere Sünde gegenüber Gott und den Menschen." Nun zeugte dieses Gebot in der damaligen Zeit wirklich von gesundem Menschenverstand und trug sehr zum Wohl des Landes bei. Jahrhundertelang wurde das Gesetz treu befolgt, bis die Wissenschaft Mittel und Wege fand, die Wüste in Ackerland zu verwandeln. Das Land wurde reich an Obstbäumen von außerordentlicher Fruchtbarkeit. Doch wegen des alten Gesetzes, das von den religiösen und sogar den staatlichen Autoritäten des Landes peinlich genau befolgt wurde, bogen sich die Bäume unter der Last der nicht abgeernteten Früchte. 'Eine Frucht pro Tag', so stand es geschrieben. Wer auch immer zu bedenken gab, daß es eine Sünde wider die Menschheit sei, so viel Obst verfaulen zu lassen, wurde der Blasphemie bezichtigt. Man sagte, wer es wage, den Wert und die Gültigkeit von Gottes Wort anzuzweifeln, sei von Hoffart geleitet und unfähig zu Glauben und Demut, die allein den Geist für die höchste Wahrheit öffneten. Da der Prophet schon lange tot war, konnte ihn niemand mehr fragen, ob das Gesetz auch unter den nunmehr grundlegend veränderten Umständen noch gültig sei. Aus diesem Grund forderten die religiösen Oberhäupter, daß das Gesetz weiterhin angewandt werden müsse. Im Lauf der Jahre aber ignorierten mehr und mehr Menschen das Gebot, Gott, und die Religion im Allgemeinen. Andere wiederum verstießen heimlich dagegen, stets aber mit einem schlechten Gewissen. Die Gläubigen, die sich streng an das Gesetz hielten, waren davon überzeugt, besser zu sein als die Anderen, obwohl sie nur eine unsinnige, veraltete Sitte beibehielten, die sie einfach nicht aufzugeben wagten.
(Aus 'Shafique Keshavjee: Der König, der Weise und der Narr. Der große Wettstreit der Religionen.')
___________________________ Nichts bedarf so sehr der Reform wie die Meinungen anderer Leute. [Mark Twain]
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