Ein Hallo und einen guten Tag in diesem fernöstlichen Themenraum! Ich suche nach der ethymologischen Wortherkunft des Begriffs Akasha. Soweit bin ich schon vorgedrungen, daß die Wortwurzel kasha ist. Meine Frage allerdings wäre, ob das A- vor dem kasha ein alpha privativum ist oder nicht. Dem deutschen Begriff "Wahrheit" sehen wir ja auch nicht an, daß er im griechischen a-letheia etwas Nichtvorhandenes bezeichnet, demnach ein alpha privativum hat und nicht der positive Begriff wie im Deutschen ist. a-letheia als das Un-Verborgene: daher die Wahrheit auch im Verborgenen ruht und von dort erst durch den Raub des Ent-bergens zum Vorschein kommt (frei nach Heidegger). Akasha ist ja so viel wie das griechische pleroma, die Fülle, das Nichts. (Paulus: Von deiner Fülle haben wir genommen ...) Dennoch würde mich interessieren, ob es sich bei dem Begriff Akasha um eine ähnliche Gestaltung handelt wie beim griechischen Wahrheitsbegriff. Das wärs zunächst. Herzlichen Dank für eure Hilfe. Harald
kasha heißt doch auf Deutsch m.W. 'Kosmos, Führer, (er)scheinen, leuchten' u.ä., und akasha ist eine Erscheinungsform des Äthers, des '5. Elements' im Hinduismus - möglich wäre es dann schon, als 'Nicht-Erscheinendes' - aber das ist nur Raten. Ich kann aber einen (zumindest Hobby-)Sanskritisten fragen...
___________________________ Nichts bedarf so sehr der Reform wie die Meinungen anderer Leute. [Mark Twain]
Hallo qilin, danke für deine schnelle Antwort und den Interpretationsversuch. Wenn du natürlich einen Sanskrit-Spezialisten fragen kannst, wäre das sehr hilfreich. Ich freue mich über weitere Klärungen zu dem Begriff. Harald
Das Digital Sanskrit Dictionary (das von Sir Monier Monier Williams - bin auf der Arbeit, habe die Schwarte nicht im Ranzen, also online aufgerufen: http://webapps.uni-koeln.de/tamil/) gibt folgende Auskunft für den Suchbegriff "akaza" (die Umschriftregelung für die drei 's'-Laute (dentales s ist z) muss man beachten. Auch ob die Vokale lang (aa) oder kurz (a) sind, ist entscheidend. Ich bin mal davon ausgegangen, daß es sich um "aakaasha" - Himmel, Luft, Raum handelt. Ansonsten müsste noch mal genauer geklärt werden, ob es ein anderes Wort ist.
1 AkAza m. (Ved.) or (later) n. (ifc. f. %{A}) a free or open space , vacuity AitBr. S3Br. MBh. &c. [127,1] ; the ether , sky or atmosphere Naigh. S3Br. Mn. &c. ; (%{am}) n. (in philos.) the subtle and ethereal fluid (supposed to fill and pervade the universe and to be the peculiar vehicle of life and of sound) Veda1ntas. &c. ; Brahma (as identical with ether) L. ; = %{AkAza-bhASita} below Comm. on S3ak. ; (%{e}) loc. ind. in the air (a stage direction implying something said by or to a person out of sight) Mr2icch. S3ak. &c.
Capeller sagt dieses:
1 AkAza m. n. free or open space, sky; esp. the atmosphere or sky as the fifth element. {-ze} behind the scene or into the air (d.).
Da ein Weglassen des anlautenden A keine sinnvollen Treffer bringt, handelt es sich hier wohl nicht um ein negatives Präfix.
> Ich suche nach der etymologischen Wortherkunft des Begriffs Akasha. > Soweit bin ich schon vorgedrungen, daß die Wortwurzel kasha ist.
Hm, das finde ich merkwürdig. Unter 'kasa' und seinen verschiedenen Varianten kann ich nichts finden ausser:
=> (kasa)
1 kaSa mfn. (ifc.) rubbing , scraping , rubbing away ; m. rubbing Naish. ; a touchstone , assay (%{nikaSa}) Ka1s3. on Pa1n2. 3-3 , 119 Mr2icch. ; (%{A}) f. (for %{kazA} q.v.) a whip R. vi , 37 , 41 BhP.
2 kaSA ^ f. see before s.v. %{kaSa}.
3 kasa 1 mfn. Pa1n2. 3-1 , 140.
4 kasa 2 m. (= %{kaSa}) a touch stone Sch. on L. ; (%{A}) f. (= %{kazA}) a whip Sch. on L.
5 kASa see %{kapola-k-}.
6 kAsa 1 m. id. Sus3r. BhP. ; (%{A}) f. id. AV. vi , 105 , 1-3.
7 kAsa 2 %{as} , %{am} m. n. for %{kAza} (the grass Saccharum spontaneum) L. ; m. the plant Moringa pterygosperma L.
8 kAsa 3 mfn. fr. %{kas} Pa1n2. 3-1 , 140.
=> (kaza)
1 kaza m. a species of rodent animal VS. TS. (cf. %{kazIkA4}) ; a whip , thong MBh. (cf. %{prakaza4}) ; (%{As}) m. pl.N. of a people BhP. (ed. Bomb.)
2 kazA f. (Naigh. i , 11 Nir. ix , 19) a whip RV. AV. S3Br. MBh. R. &c. (also written %{kaSA} R. BhP.) ; a rein , bridle S3is3. ; whipping , flogging W. ; a string , rope , thong L. ; face , mouth L. ; quality L.
3 kazA &c. see %{kaz}.
4 kAza 1 m. `" the becoming visible , appearance "' , only in %{sa-k-} q.v. ; N. of a man g. %{azvA7di} ; of a prince (the son of Suhotra and father of Ka1si-ra1ja) Hariv. VP. ; a species of grass (Saccharum spontaneum , used for mats , roofs , &c. ; also personified , together with the Kus3a grass , as one of Yama's attendants) Kaus3. R. Kum. &c. ; (%{A} , %{I}) f. id. L. (%{am}) n. id. L.
5 kAza 2 wrongly spelt for %{kAsa} q.v.
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die Sache mit Akasha ist sehr schwierig. Trotzdem hier ein Versuch.
Akasha ist das fünfte kosmische Element; das Element über oder besser gesagt innerhalb der anderen Elemente von Erde, Wasser, Luft und Feuer; abgeleitet von der Wortwurzel ´kash´ - "leuchten" , deshalb auch "die leuchtende Substanz"
In der hinuistischen Literatur wird Akasha oft als grenzenloser Raum dargestellt. Für Hinduisten lässt sich Akasha weder definieren noch beschreiben. Während die uns bekannten Elemente (Erde, Feuer, Wasser und Luft) in der Natur leicht zu identifizieren sind, wird Akasha als Wiege des Lebens verstanden, die deshalb nicht zu sehen ist, weil sie im Grunde die Leere ist. Sie füllt alles aus, ohne sie kann das Leben keine Gestalt annehmen oder existieren.
Ich hoffe, dass das Dir ein bisschen weiter hilft.
@qilin
Ich habe grosse Schwierigkeiten Dein Posting zu verstehen. Bitte, kannst Du es ein bisschen erklären? Danke schön.
---------------------------------------------------------------------------------------------------- So wie die Lotosblume lieblich und unbefleckt aus dem Schlamm sich erhebt... () Tao-Ho
Ein ähnliches Element wie das Akasha wird sogar von Physikern vermutet. Es wird behauptet dass das Universum von dunkler Materie durchzogen ist, Versuche diese dunkle Materie eindeutig zu klassifizieren haben bisher eher geringfügige Erfolge gebracht. Man ist auf die dunkle Materie gekommen da unter Berücksichtigung der aktuellen Gravitationsgesetze einige Beobachtungen von Galaxien und Sternen völlig unverständlich gelaufen sind. Ich hab dazu mal ein paar Seiten gelesen, ich versuch den Artikel mal wiederzufinden
___________________________________________________________________ Erleuchtung erlangt man nicht, indem man sich dem Licht hingibt, sondern indem man die Dunkelheit ergründet (C.G. Jung)
P.S. - auf meine Rückfrage mochte der Fachmann (eigentlich Tibetologe) aber auch meine Vermutung bez. a-kAza ('Nicht-Erscheinendes') nicht ausschließen... Also vielleicht doch bei einem einschlägigen Institut nachfragen...
@ Tao-Ho: hmm - das posting ist eine Kopie aus einem online-Sanskrit-dictionary; ich versteh' leider auch wenig davon...
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wenn Du den Artikel wiederfinden würdest, fände ich das fein, denn ich habe auch schon von dieser "dunkle - Materie - Theorie" gehört.
Ja, macht grossen Sinn diese beiden Dinge zu verbinden.
@ qilin
Dein Posting an und für sich kann vom PC nicht gelesen werden. Hm, wir gucken nachher mal.
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ich verstehe schon was von der Materie... aber qilins Posting kann vom PC nicht gelesen werden (und damit nicht von mir)
Also
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die Materie - die Frage um die's hier geht - ist nicht Begriff und Bedeutung von akasha, sondern seine etymologische Herleitung. Dazu muss man eben in die Sprache eintauchen und von der was verstehen. Wenn Du den angegebenen link anklickst und dort mit 'kaza' oder 'akaza' suchst, findest Du genau was ich hier kopiert habe - da sind vermutlich einige Schriftzeichen aus dem Sanskrit drin, aber das Meiste dürfte schon richtig wiedergegeben und für 'Eingeweihte' auch verständlich sein...
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mein Pali-Lexikon (Rhys Davids, Stede) nennt als Ethymologie für âkâsa: â + kâs (kâsati) = nicht + scheinen / erscheinen / sichtbar werden = Raum.
Von Bedeutung in der buddhistischen Praxis ist die Raumkasina-Übung (âkâsakasina), die zur 1. Vertiefung im unkörperlichen Gebiet (= 5. Jhana = Raumunendlichkeitsgebiet) führen kann.
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So schnell hatte ich eure Antworten nicht erwartet, und so viele auf einmal! Herzlichen Dank für eure Hilfe. Es freut mich, daß meine Vermutung mit dem A- als verneinendes alpha privativum wohl zutrifft, zumindest hat quilin mit seinem Pali-Lexikon die Antwort darauf gegeben. Der Hintergrund meiner Suche ist eigentlich der etwas ominöse Begriff der sog. Akasha-Chronik, aus der die großen Weisheitslehrer ihre Erkenntnisse schöpfen. Fatalerweise ist damit meistens die Vorstellung verbunden, als wäre diese Akasha-Chronik eine irgendwo (weist auf einen Ort hin)herumliegende Sammlung (weist auf eine Zeit hin) von Mitteilungen (weist auf Begrifflichkeiten, eine Sprache, einen Text hin), die irgendjemand in seiner Geheimschublade habe, aus der zu lesen eben nur ihm zugänglich sei. A-kasha ist dann aber genau das Gegenteil davon, nämlich das, was nicht erscheint, nicht sichtbar ist, keinen Ort und keine Zeit hat, d.h. nicht die Eigenschaften von etwas Sinnlichem wie einem historischen Text hat. Da gefällt mir dann die Parallele zu Heideggers Versuch, den positiven Wahrheitsbegriff im Deutschen über den griechischen Begriff der a-letheia zu klären. Wahrheit also als das Un-Verborgene, das aus dem Verborgenen entborgt und geraubt werden muß. Die Akasha-Chronik hat mit dem Anhang des chronos natürlich eine geordnete Zeitausdehnung, wäre also demnach etwas, das in der Kontinuität einer Folge besteht, wie etwas Tradiertes, Überliefertes, das schon einmal da war und eben auch da ist. Egal wie, es schließt auf jeden Fall reine Willkürlichkeit oder Phantasterei aus und weist sogar auf eine strenge Verpflichtung und Anknüpfung auf Überliefertes hin. Wie heißt es so schön: "Leerheit ist kein Ort, um darauf zu stehen." Alles, was in die Welt kommt, auch das Neue, setzt also etwas voraus, knüpft an etwas an. Das Neue allerdings wird aus - oder besser vielleicht - in der Leerheit erst geschöpft, genommen, geraubt - nimmt man Leerheit als Synonym für das Unbewirkte, Stillstehende, Nirvana. Anders herum gedacht: Ohne die Leerheit könnte nichts neues in die Welt kommen und gäbe es kein Werden. Sie ist die ureigentliche Voraussetzung für neue Schöpfungen. Und "Schöpfung" weist ja auf etwas wirklich größeres, umfassenderes als nur einen kleinen Gedankengang hin. Das waren jetzt ein längerer Versuch, den Begriff der Akasha-Chronik und seine Verwendung zu verstehen. Der Umweg für das Verständnis war der Begriff a-letheia und die Bestätigung durch eure Beiträge zur Ethymologie von a-kasha. Es wäre anregend, daran weiter zu denken. Harald
In Antwort auf:"Leerheit ist kein Ort, um darauf zu stehen."
hat mich sehr erinnert an den alten Zen-Spruch 'Oben kein [Stückchen Dach]Ziegel, um gegen den Regen zu schützen, unten kein Zollbreit Boden, darauf zu stehen' - falls Du den chinesischen Zeichensatz hast:
上 無 瓦 以 擋 雨 下 無 吋 地 以 站
Interessant, dass Du mit Heidegger darauf gestoßen bist
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