In der heutigen Ausgabe der PRESSE wird das neue Programm 'Islamische Religionspädagogik' an der Univ. Wien vorgestellt, mit der 'eine umfangreiche Reform des muslimischen Selbstverständnisses' verbunden sein soll. Leiter des Programms ist Ednan Aslan, Ordinarius für Philosophie und Bildungs- wissenschaften, der darin die Wurzel einer möglichen 'Wiener Rechtsschule' des Islam sieht. Ein anspruchsvolles Ziel - seit Jahrhunderten gibt es im sunnitischen Islam die vier 'klassischen' Rechtsschulen - Aslan selbst gehört den Hanafiten an, meint aber: "Stellen Sie sich das einmal vor - sie ordnen Ihr religiöses Leben nach Regeln, die ein Rechtsgelehrter für die konkrete Situation des 8. Jh. aufgestellt hat..." Aslan war auch beim Philosophicum in Lech, wo er über 'Säkularimus als Herausforderung für die Muslime' referiert hat. Seiner Meinung nach wäre Säkularisierung keine Bedrohung, sondern die Überlebenschance des Islam in Europa. Richtlinien für das religiös geprägte Leben müssten 'auf eine Grundlage gestellt werden, die der europäischen Wirklichkeit entspricht'. Eine Erschwerung für Muslime sei der Begriff des Säkularismus, der in nahöstliche Sprachen nur schwer umzusetzen wäre - so wird das Wort im Arabischen mit 'Verweltlichung' oder 'Verwissenschaftlichung', im Persischen mit 'Atheismus' und 'Unglauben' wiedergegeben. Mir persönlich kamen die Ausführungen recht gutgemeint und wohl auch ehrlich vor, aber nicht sehr realistisch. Dass nach dem Tod Mohammeds keinerlei politische oder religiöse Autorität existierte, also 'das Recht vom Volk ausging', und dass der 'politische Islam' erst als Ergebnis des Kampfes gegen Kolonialismus entstanden ist, wäre ja zu diskutieren - die Meinung des 'offiziellen' Islam ist es aber wohl nicht gerade (und die der Islamkritiker erst recht nicht... )