Zitat von AhrimanBruder Spagehttus, die Kritik ist wirklich berechtigt. ...
Aber selbstverständlich. Mir ging es nicht um Kritik grundsätzlich, sondern um die Art wie die Kritik geäußert wurde. Sehr viel mehr als "alles Scheiße" war das nun mal nicht.
Das hier
Zitat Lieber Gott gib endlich zu, daß wir besser sind als du. Deine Macht, so hoch zu Rosse, nichts weiter ist als eine Posse.
halte ich aber eher für verschlimmbessert. Auch wenn das sicher Ansichtssache ist, mir gefällt es mit dem unverdrehten Satzbau des Originals klar besser.
@Pest Als Wahrsager bist du nicht so toll. Ich habe mich nicht im Mindesten persönlich angegriffen gefühlt. Ich wollte lediglich ein bisschen sarkastisch darauf hin weisen, dass du mehr und bessere Qualität einforderst, selbst aber, mMn, mit deiner Kritik noch unter der des Gedichtes bleibst.
Zitat @Pest Als Wahrsager bist du nicht so toll. Ich habe mich nicht im Mindesten persönlich angegriffen gefühlt. Ich wollte lediglich ein bisschen sarkastisch darauf hin weisen, dass du mehr und bessere Qualität einforderst, selbst aber, mMn, mit deiner Kritik noch unter der des Gedichtes bleibst.
Verdammt, und ich dacht schon in Ziegeneingeweiden herumzuspielen könnte mir die ein oder andere Einsicht erbringen.
Gefordert hab ich nichts, ich habe lediglich gesagt das der Aufbau der Reime kein Glanzwerk und manche Formulierungen und Anspielungen recht niveaulos und platt sind - in anderen Worten, recht primitiv. Wenn du eine ausführliche Kritik willst, kann ich gern einige Punkte raussuchen und dir ne ausführlichere Kritik schreiben.
Zitat von Spaghettushalte ich aber eher für verschlimmbessert. Auch wenn das sicher Ansichtssache ist, mir gefällt es mit dem unverdrehten Satzbau des Originals klar besser.
Der Satzbau bezw. die Wortstellung muß gegf. dem Sprachrhythmus untergeordnet werden. Der Rhythmus der Zeilen steht über allem, und das ist es, was aus Knüppelversen ein Gedicht und das Reimen so schwierig macht. Wilhelm Busch soll oft an einem einzigen Reim tagelang gegrübelt haben. Hast du nie Goethes Gedichte gelesen? Der große Olympier ist mit dem Satzbau oft sehr gewalttätig umgegangen. Zum Beispiel hier: "Es fürchte die Götter das Menschengeschlecht." Der Rhythmus ist nicht zu übertreffen, das ist genial. Aber mit nur einem kleinen n kann ich die Aussage dieser Zeile ins Gegenteil verkehren: "Es fürchten die Götter das Menschengeschlecht." Paßt sogar zu unserem Gedichten. Der Liebe Gott hat eine Scheißangst vor uns Menschen. Das zeigt schon die Geschichte vom Turm zu Babel.
_____________________________________ Glaubst du noch oder denkst du schon?
Zitat von AhrimanHast du nie Goethes Gedichte gelesen? Der große Olympier ist mit dem Satzbau oft sehr gewalttätig umgegangen. Zum Beispiel hier: "Es fürchte die Götter das Menschengeschlecht."
Auch die großen Dichter verbogen und verkrüppelten die Sätze, um das richtige rhythmische Versmaß hinzukriegen, stimmt. Aber damals ging das eben, heute geht das nicht. Heute muss man sich ein wenig mehr anstrengen, um gute Verse hinzukriegen, Verse, die gut zu lesen sind, gut klingen in unserem Ohr. Die großen Klassiker kamen eben aus einer Zeit, in der man offenbar ein anders Sprachgefühl als heute hatte.
Also es gibt auch heute noch Leute, die kreativ und nicht so engstirnig mit der Sprache umgehen! Wobei die meistens bei den Songwritern zu finden sind, ein gutes Beispiel stammt von meiner Lieblingsband Rammstein, das Lied "Liese". "Vom Blute rostig ist die Sense bist du freundlich nicht zu mir" Hier dient der verknorpselte Satzbau sogar dem Inhalt - im Grunde genommen ist es egal, ob sie "freundlich" ist oder nicht - auf die eine oder andere Art wird die eine oder andere "Sense" trotzdem "rostig" bzw. deutet dieser Satz an, dass Liese aus dem Lied nicht die Erste ist, der es so ergeht.
Zitat Also es gibt auch heute noch Leute, die kreativ und nicht so engstirnig mit der Sprache umgehen!
Meinst du Jandl?
Das was Rammstein da ablässt, hat für mich nichts mit Poesie zu tun, sondern mit dem Versuch, was auf alt zu trimmen, für Unvermögen oder einfach nicht genug Willen zu vernünftiger Sprache.
Für mich ist es dann große Kunst, wenn bei laufendem, flüssigem Satz- und Wortbau doch stimmige Reime vorliegen. Manchmal brauchts die nicht mal.
Zitat von Gysi2Heute muss man sich ein wenig mehr anstrengen, um gute Verse hinzukriegen, Verse, die gut zu lesen sind, gut klingen in unserem Ohr. Die großen Klassiker kamen eben aus einer Zeit, in der man offenbar ein anders Sprachgefühl als heute hatte.
Weiß ich nicht, ich lese keine zeitgenössischen Lyriker. Ich kenne aus neuerer Zeit nur Liedertexte. Wer wirklich flüssig laufende Verse schrieb, das waren Ulrich Roski und Reinhard Mey. Aber das ist nun auch schon wieder geraume Zeit her. Ich weiß nicht, wie ihr es anstellt, die Texte der heutigen Bands überhaupt zu verstehen, ich höre da nur Gitarrengeschepper und Schlagzeugdonner. Und im Übrigen sind mindestens 95% der heutigen Musik-Texte englisch. Gerade die Wortstellung in einem Satz kann bedeuten, ob es Journalismus ist oder Poesie: "Der Mond ging hinter dem blühenden Apfelbaum auf." Das ist eine Nachricht, eine Mitteilung. "Hinter dem blühenden Apfelbaum ging der Mond auf." Das ist Poesie. Und ganz dämlich ist so eine Schlagzeile: "Dreißig Bäume fraßen Kaninchen in einer Nacht!" Wer fraß da wen?
_____________________________________ Glaubst du noch oder denkst du schon?
Zitat Das was Rammstein da ablässt, hat für mich nichts mit Poesie zu tun, sondern mit dem Versuch, was auf alt zu trimmen, für Unvermögen oder einfach nicht genug Willen zu vernünftiger Sprache.
Die machen das mit Absicht, also nichts mit Unwillen und Unvermögen, meine Meinung dazu habe ich ja oben gepostet - zur Vermehrung von Doppeldeutigkeit :).
Ich bin schon über jede deutsche Band froh, die überhaupt auf deutsch singt - in Russland sind nach wie vor 95 % der Songs auf Russisch - wenn da mal jemand Englisch singt, eckt er gewaltig an. Auch nicht gut, aber man sollte ein Zwischending finden.
Na, komm mir nicht mit Faust :). Also man kann sich sehr wohl was denken dabei - es sich bildich vorstellen zum Beispiel und dabei die Stimmung stärker spüren. :)
Wenn überhaupt sind nur die Texte von den alten Rammstein Alben wirklich gut und das nicht wegen den 'dichterischen Fähigkeiten' der Herren sondern wegen der Doppeldeutigkeit und der sarkastischen Wortspiele. Wenns um gute Texte in Metal/'moderner' Musik geht, dann sollte man sich eher mal bei Gruppen wie Geist, Burzum (wenn man denn Norwegisch & Englisch kann), Marilyn Manson und, wie schon gesagt, Dornenreich umschauen. Da sind teilweise verdammt geniale Stücke dabei. Ansonsten werden die Botschaften ja mehr oder minder unverschleiert vorgetragen.
Geschmacksache, ich finde, auch in den neueren Alben ist Tiefgang drin, wenn man nur genau zuhört und so wie ich auch mal ein Lied 10 mal hintereinander hört und die Lyrics dabei mitliest, aufpasst, ob da nicht vielleicht in der Art des Singes noch eine weitere Interpretationsebene auftaucht usw. Ich habe auf dem PC mehrere freiwillig verfasste Interpretationsaufsätze zu etlichen Rammsteinsongs, ebenso wie zu anderen Songs :). Okay, Elis war offenbar kein allzu gutes Beispiel. Hm.
Zitat Ansonsten werden die Botschaften ja mehr oder minder unverschleiert vorgetragen.
Wobei ich persönlich die total verschleierten und verchiffrierten Botschaften zuweilen besser finde als die, die direkt ausgesprochen werden. Nicht nur im Metal, da gibt es auch sowas:
Morgens
Ein starker Wind sprang empor. Öffnet des eisernen Himmels blutende Tore. Schlägt an die Türme. Hellklingend laut geschmeidig über die eherne Ebene der Stadt. Die Morgensonne rußig. Auf Dämmen donnern Züge. Durch Wolken pflügen goldne Engelpflüge. Starker Wind über der bleichen Stadt. Dampfer und Kräne erwachen am schmutzig fließenden Strom. Verdrossen klopfen die Glocken am verwitterten Dom. Viele Weiber siehst du und Mädchen zur Arbeit gehn. Im bleichen Licht. Wild von der Nacht. Ihre Röcke wehn. Glieder zur Liebe geschaffen. Hin zur Maschine und mürrischem Mühn. Sieh in das zärtliche Licht. In der Bäume zärtliches Grün. Horch! Die Spatzen schrein. Und draußen auf wilderen Feldern singen Lerchen.
Ist das auch keine Poesie, weil die Vergleiche z.T. seltsam sind und die Sätze grammatisch unkorrekt? :)
Zitat Zitat Ansonsten werden die Botschaften ja mehr oder minder unverschleiert vorgetragen.
Wobei ich persönlich die total verschleierten und verchiffrierten Botschaften zuweilen besser finde als die, die direkt ausgesprochen werden. Nicht nur im Metal, da gibt es auch sowas:
Ups, da hab ich mich ja total verhaspelt... wie ist das denn passiert?! lol Ich war wohl mit den Gedanken ganz wo anders.
Was ich eigentlich sagen wollte, ist, das es im Metal/Rock ja für gewöhnlich eher direkt zur Sache geht, wobei die meisten Songs auch wieder nur zur Unterhaltung dienen. Dichterische Perlen gibts da nur wenige...
Mal so als kleines Beispiel, was ich meine:
Halt' mein Strahlen in dem Tag, an dem zu denken ich vergaß, nur bestaunt den Augenfang, an dem ich fortan Schönheit maß.
Erzähl' mein Glück von jener Zeit, in der mein Wesen Deinem glich, so wirst Du Dich des Tag's entsinnen, da Dein Schatten meinem wich.
Halt' mein Strahlen in dem Tag, an dem zu lenken ich vergaß, nur vertraut Dir Herzensfang, an Dir ich nunmehr Schönheit maß.
Bind' mein Leiden in dem Tag, Gedanken ich nun Tränen goß, bewußt so vieles nie vollbracht, ich mit meinem Leben schloß.
Doch spür' mein Streben in dem Wind, der Dir Mut zum Herzen singt. Fühl' mein Leben an Dir selbst, so bist Du, der den Tod bezwingt.
Im Teich wirst Du erkennen mich, so sehr auch Zeit vergessen macht, ein stilles Wasser bleibe ich, erkenn' mich, Ich, der Teich - Dir lacht.
Glaub' mich nun bei Dir so nah, wie nie zuvor ich je gewesen, in Wasser, Wind und weiten Wäldern, bin wie ein offen Buch zu lesen.
Ein starker Wind sprang empor. Öffnet des eisernen Himmels blutende Tore. Schlägt an die Türme. Hellklingend laut geschmeidig über die eherne Ebene der Stadt. Die Morgensonne rußig. Auf Dämmen donnern Züge. Durch Wolken pflügen goldne Engelpflüge. Starker Wind über der bleichen Stadt. Dampfer und Kräne erwachen am schmutzig fließenden Strom. Verdrossen klopfen die Glocken am verwitterten Dom. Viele Weiber siehst du und Mädchen zur Arbeit gehn. Im bleichen Licht. Wild von der Nacht. Ihre Röcke wehn. Glieder zur Liebe geschaffen. Hin zur Maschine und mürrischem Mühn. Sieh in das zärtliche Licht. In der Bäume zärtliches Grün. Horch! Die Spatzen schrein. Und draußen auf wilderen Feldern singen Lerchen.
Sehr holperig - und sehr gewollt. Blutende Tore - warum nicht "reißt auf des Himmels Wolkentor" eherne Ebene der Stadt - falsches Bild: steinerne Ebene. Zwei Zeilen weiter ist die Stadt bleich. Verdrossen klopfen die Glocken am verwitterten Dom. - Glocken klopfen nicht. Sie klingen, tönen, rufen, mahnen - da gibt es eine Menge passende Verben. Und sie tun es im Turm, nicht am Dom. Viele Weiber siehst du und Mädchen zur Arbeit gehn. - Weiber und Mädchen... Wild von der Nacht. - Na, eher müde und verdrossen. Sieh in das zärtliche Licht. In der Bäume zärtliches Grün. - Zweimal zärtlich. Jeder Deutschlehrer würde das in einem Aufsatz rot anstreichen. Und draußen auf wilderen Feldern singen Lerchen. - Wieso die Steigerung? auch "wilde Felder" wäre schon ein ungewöhnliches Sprachbild. Und Lerchen singen nicht auf den Feldern, sondern darüber, hoch in der Luft. Der einzige Singvogel, der im Fliegen singt! -- ...und in der Ferne hörte man ein Fahrrad rosten.
_____________________________________ Glaubst du noch oder denkst du schon?
Einer der größten für mich ist ein Sänger, den ich aus meiner Dresdner Zeit noch persönliche kenne. Einmalig seine damaligen Auftritte mit Mensching, sagenhaft und legendär die Hammerrewüh mit Karls Enkel, Wacholder und Schulze und Beckert.
Izwischen tritt Wenzel mal mit Band, mal einzeln auf. Hier ein altes Lied von ihm, das für mich eins der schönsten Liebelieder ist. Ich habe sogar ne handgetöpferte große Kaffeetasse mit dem Text der ersten Strophe.
Herbstlied
Feinslieb, nun ist das Blätterbraun schon wieder in den Spitzen, wann wir unterm Kastanienbaum am Abend fröstelnd sitzen. Das Jahr geht fort mit schwerer Fracht, es bindet sich die Schuh. Ich bin so traurig heute Nacht, und du, du lachst dazu.
Feinslieb, die schwarze Jacke hängt die Schultern ab mir wieder, Wann schon so früh das Dunkel fängt uns und die Kält die Glieder. In deinen Augen glimmt noch leis der Sommer voller Ruh. Ich wein, weil ich nicht weiter weiß, und du, du lachst dazu.
Feinlieb, das war es also schon, der Sommer ist vertrieben. Die Vögel sind auf und davon, Und wir sind hiergeblieben. Fremd zieh ich ein, fremd zieh ich aus, ich weiß nicht was ich tu Heut Nacht. Verwelkt ist mein Zuhaus, und du, du lachst dazu.
Feinslieb, komm stirb mit mir ein Stück. Sieh, müd die Blätter schunkeln. Wir drehn das Jahr doch nicht zurück, und sehn uns nicht im Dunkeln. Laß in dem Kommen, Bleiben, Gehn zertanzen uns die Schuh! Ich will noch soviel Himmel sehn, und du, du lachst dazu.