Für (echten) Säkularismus und freie Religionskritik!
Seit dem 16. März '21 ist dieses Forum deaktiviert! Ich danke allen bis dato aktiven Mitgliedern und Exmitgliedern für ihre teilweise sehr guten Beiträge und Dialoge, mit denen sie zu dem Erfolg der 16-jährigen Existenz dieses Forums beigetragen haben!
Aber ab nun gibt es dafür ein neues Forum, das WRITERS-CORNER-Politik-Forum, in das ich alle Interessierten herzlich einlade! Link siehe unten.
weil es mal wieder hochgekommen ist mag ich mal einen Thread aufmachen, in dem wir über Integration und die Probleme, die ein Mensch damit haben kann, diskutieren können.
Wenn ihr mögt, können wir ja erst mal klären, was der einzelne unter Integration versteht.
Ich persönlich weiss nicht mehr, was man eigentlich alles noch von mir erwartet, bevor ich als integrirtes Mitglied dieser Gemeinde (oder Tirols) zählen darf. Heisst Integration wirklich Assimilation? Muss das so sein?
Bin mal gespannt ob es Euch überhaupt interessiert und wie da die Meinungen sind.
---------------------------------------------------------------------------------------------------- So wie die Lotosblume lieblich und unbefleckt aus dem Schlamm sich erhebt... () Tao-Ho
Nun, ich habe hier Freunde gefunden, lieber Bruder Spaghettus und ich bin im eigentlichen Sinne integriert. Immerhin arbeite ich hier und zahle brav meine Steuern usw.
Ich will ja nicht ewig hier in Österreich bleiben. Ich will auf jeden Fall wieder zurück nach Frankreich und wenn ich mich zu sehr der österreichischen Lebensart angepasst habe werde ich dort nie wieder zu Hause sein. Soviel steht fest.
Ich bin nicht auf Anerkennung aus, wenn ich einem Mütterchen bei der Kassa helfe und ich bin auch sonst nicht auf Anerkennung aus.
Mein grösstes Problem hier ist, dass ich immer wieder die Sätze zu hören bekomme, dass ich mich hier anzupassen habe, oder sonst gerne wieder zurück in mein Land gehen kann. Wenn ich dann frage, was denn so an mir stört kommt nichts als dumme Sprüche und rumgestottere. Oder hällst Du es für eine anständige Antwort, wenn jemand sagt, dass ich Anders bin und mich anpassen soll?
Was ist Anders und wie sollte ich es ändern. Vor allen Dingen: Warum sollte ich es ändern? Ich bin von Natur aus eigentlich ein fröhlicher und kontaktfreudiger Mensch. WARUM soll ich das ändern und bitte warum sagt mir keiner was anders ist?
Mit: Du bist anders und hast es zu ändern ist keine Antwort, wenn man mir nicht mal sagen kann was denn so anders ist, das es so störend ist.
Mein Chef hat mir verboten mit den Kunden zu reden. Was ist daran schlimm das ich einem Stammkunden den Burger aufs Tablett lege und ihm sage, dass er heute aber gut ausschaut und mir sein T-Shirt ganz toll gefällt (O. K., die Frage wo man das T-Shirt bekommen kann, kann ich mir ja sparen)? Der Kunde hat mir doch nichts getan und wenn nichts los ist, kann ich ja wohl mal ein paar nette Worte mit ihm reden. Das ist der Grund warum die Kunden immer wieder gerne zu mir an die Kassa kommen.
Ausserdem bin ich es leid meinen Mund halten zu müssen, wenn hier mal wieder Nazisprüche fallen.
Auch an meiner anderen Arbeit ist mir immer wieder dieser Rassismus aufgestossen.
Kundinnen mit Kopftuch wurden schlecht behandelt und ich finde es auch nicht gerade prickelnd, wenn in meiner Gegenwart immer wieder Afrikaner als Neger bezeichnet werden (die sowieso nur hier sind um die österreichischen Frauen mal ordentlich durchzu****).
Ausserdem finde ich es zum kotzen, wenn ich durchsetzen muss, dass türkische Kunden von meinen türkischen Kollegen auf deutsch bedient werden müssen und das mit den Worten: Wir sind hier in Österreich und da hat man Deutsch zu reden.
Wenn ich allerdings englische oder amerikanische Kunden auf Englisch bediene oder einen französischen Kunden auf französisch, dann ist das schon O.K.? Wo ist da bitte der Unterschied? (die Antwort war: Französisch hört sich nun mal eleganter an... )
Da kann man von mir nicht erwarten den Mund zu halten.
Ich werde oft gefragt warum ich hier bin. Wenn ich dann antworte, dass das Land so fein ist und das Leben hier um so vieles Besser als in meiner Heimat ist alles gut.
Wenn ich sage, dass ich hierhergekommen bin wegen meinem Mann und den Kindern wird die Stimmung ganz schnell kalt und ich bekomme solche Sachen gesagt, dass es ja wohl auch Männer in Frankreich gibt und ich mich ja hätte dort umschauen können. Dazu brauche ich nicht mal sagen, dass es mir hier nicht gefällt. Es reicht aus, dass ich hier für einen Mann hergekommen bin. Ist das fair?
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In Antwort auf:Tao-Ho schrieb: Heisst Integration wirklich Assimilation? Muss das so sein?
ME nicht; ich lasse mir vom Otto-Normal-Deutschen auch nicht vorschreiben, wie ich zu leben habe.
Sprache lernen ist was vernünftiges; die Rechtsordnung zu akzeptieren kann auch von Vorteil sein. Alles, was darüber hinausgeht, kann man in einer pluralistischen gesellschaft nicht einfordern, sonder höchstens gesellschaftliche Debatten führen; Aufklärung und Emanzipation sind wichtig, aber definitiv nichts, was man verordnen kann. (Wer das behauptet hat zumindest die Bedeutung von "Emanzipation" grundlegend mißverstanden.)
Um es auf den Punkt zubringen: Forderungen nach Anerkenntnis der "deutschen Leitkultur" sind entweder albern, wenn mir niemand sagen kann/will, was das ist ODER albern, wenn man einfach "Leitkultur=Rechtsordnung" setzt ODER schlicht faschistoid, wenn es (wie so oft) darum geht, anderen die eigene Art zu leben aufzuoktroyieren.
In Antwort auf:Tao-Ho schrieb: Mein grösstes Problem hier ist, dass ich immer wieder die Sätze zu hören bekomme, dass ich mich hier anzupassen habe, oder sonst gerne wieder zurück in mein Land gehen kann. Wenn ich dann frage, was denn so an mir stört kommt nichts als dumme Sprüche und rumgestottere. Oder hällst Du es für eine anständige Antwort, wenn jemand sagt, dass ich Anders bin und mich anpassen soll?
Hier zeigt sich nur, dass der Fragende eigentlich "Ausländer raus!" grölen will, es sich aber nicht traut.
In Antwort auf:Tao-Ho schrieb: Da kann man von mir nicht erwarten den Mund zu halten.
Ich wünsche Dir die Kraft und den Mut, das durchzuhalten (also den Mund aufzumachen).
Assimilieren brauchst du dich nicht. Wozu auch, es spricht nichts dagegen das du dir selbst Treu und deiner Heimat verbunden bleibst.
Integration ist so eine Sache. Niemand kann fordern das du es tust, du kannst es höchstens von dir selbst fordern.
Aber das ist schwer. Nicht nur als Ausländer in einer anderen Kultur. Es kann und ist auch für Inländer nicht immer einfach sich zu integrieren. Denn wann fängt integration an und wo hört sie auf? Der Umzug in eine andere Strasse derselben Stadt kann schon zu einem Spießrutenlauf werden.
Du eckst sicher oft bei den Leuten an. Aber nicht wegen deiner Herkunft. Ich denke du eckst in wirklichkeit mit deiner Ehrlichkeit an, z.B. dann zuzupacken wenn du ein Unrecht siehst. Das ist nicht jedermanns Sache und da man dir ja nicht öffentlich die Höflichkeit ankreiden kann versucht man dich über etwas zu kriegen was dir zu Herzen geht. Man grenzt dich aus.
Oder du fühlst dich einfach nur ausgegrenzt, einfach weil du anders bist als das Umfeld indem du dich bewegst. Hat m.E. auch nichts mit der Nationalität sondern mit dem Charakter was zu tun. Ich ecke auch viel an und mache mir auch wenig Freunde damit.
Ich werde auch häufig beschimpft wenn mein Gegenüber nicht mehr weiter weiss. Dann bin ich die doofe Ossibraut, die massengebärende Muselbraut, dann wieder die ``Deutsche`` die UNS die Männer wegnimmt, die Sonstwasweissichnochalles. Geht mir dann auch schwer ans Herz und da fliessen auch Tränen aber dann rappel ich mich auf führe mir vor Augen das DIE die Blöden sind und mir am Arsch vorbeigen und freu mich darüber das ich nicht so SAUDOOF wie DIE bin.
Halte dich an deinen Mann, bleib so wie du bist und lass dich um Himmelswillen nicht von solchen Dummarschidioten ärgern. ALLE DOOF AUSSER TAO HO!!!!!
Nun, ich werde sicher nicht den Mund halten, wenn ich Unrecht und Rassismus sehe. Dazu müsste man mir schon den Mund zutackern und selbst dann würde ich einen Weg finden.
Liebe Mum,
ich bin nicht wirklich ausgegrenzt. Einige meiner Freunde sind Österreicher und bei den hiesigen Ausländern habe ich auch schon viele nette Stunden erleben dürfen. Ausgegrenzt sein ist eher was anderes. Ich fühle mich hier nur immer noch fremd. Das Essen ist anders und ich vertrage es oftmals nicht so gut. Gestern z. B. habe ich einen Schweinebauch gegessen. Schmeckt mir sehr gut und ich schätze es ihn zu grillen und dazu ein schönes Weissbier zu trinken. In der Nacht habe ich es allerdings wieder bereuen müssen - die halbe Nacht hatte ich grosse Magenschmerzen und ich habe heute wieder mal Magen-Darm-Probleme. Meine Form der Ernährung gibt es hier aber nur beim netten Türken nebenan. Selten auf den Wochenmärkten. Da bin ich gerne und kaufe auch fleissig ein, weil ich weiss, dass es gut tut.
Mir fehlt auch das Meer und der Strand und vor allen Dingen die Sonne. Ich friere viel und bin oft erkältet. Wird auch noch ne Weile so bleiben, sagt mein Arzt. Hier habe ich kein Nachbarschaftliches Verhältnis wie ich es gewohnt war und das ist auch nicht so fein.
Ich glaube, dass es eher daran liegt. Anecken bin ich, wie Du, gewohnt. War ja schon immer so, wie ich jetzt bin.
In Antwort auf:Halte dich an deinen Mann, bleib so wie du bist und lass dich um Himmelswillen nicht von solchen Dummarschidioten ärgern
Recht hast Du, Liebes. Ab und zu mal weinen, aber seinen eigenen Weg gehen. Bin ja wegen meinem Mann und den Kindern hier. Nicht wegen der Anderen.
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