Ich bin ja ein eifriger Hörer von Radio 1 vom RBB. Da gibts erstens nicht nur Mainstreammusik und zweitens immer sehr interessante Sprachbeiträge.
Am Sonnabend Vormittag wurde ein Professor interviewt (leider habe ich mir nicht gemerkt, wie er hieß). Aber die Grundaussage seines Berichtes war, im Westen hat sich eine Glaubensgemeinschaft etabliert, die auch noch läuft obwohl immer weniger glauben. Im eher atheistischen Osten dagegen eine Wertegemeinschaft, die trotz der Öffentlichkeitsarbeit der Kirchen immer noch läuft.
Und nun kommts. Seine klare Aussage: weil die Ossis in ner Wertegemeinschaft leben sind sie einfach zuverlässiger. Ihnen bedeuten Versprechen und Absprachen wesentlich mehr als Gläubigen in einer Glaubensgemeinschaft.
Hat jemand von euch eventuell auch so was gehört und kann sich noch besser als ich an den Autor erinnern?
frag' doch einfach beim Sender nach - die bekommen meist nicht so viele Hörerbriefe und antworten gern - evtl. kannst Du auch den Vortrag selbst bekommen...
Hier ein netter Link zu diesem Mann und dem Thema: Link
---------------------------------------------------------------------------------------------------- So wie die Lotosblume lieblich und unbefleckt aus dem Schlamm sich erhebt... () Tao-Ho
Ist echt schwer, das Programm von Vorgestern raus zu bekommen, ich hab' da jetzt eine halbe Stunde rumgemacht und nichts erfahren. Aber bei der Gelegenheit habe ich gleich mal den Live-Stream runtergeladen, bis jetzt hatte ich öfter Fritz übers Internet gehört, aber wahrscheinlich wird man wirklich langsam zu alt dafür und Radio 1 könnte besser passen...
Diese Radiosendung habe ich nicht gehört. Was mich aber wundert ist, dass man im Westen Moscheen baut, wo laut SPIEGEL-Bericht vom 26.10.08 das Land NRW 3,2 Millionen West-Euro an Steuergeldern beisteuert, während man im Osten anlässlich des Neubaus an der Stelle der gesprengten Universitätskirche über die Abschaffung der theologischen Fakultät diskutiert, wegen der Trennung von Kirche und Staat. Was haltet ihr davon?
Dass du offensichtlich die Fakten nicht kennst oder verdrehst. Jedenfalls weiß ich von einer geplanten Abschaffung einer Fakultät nichts. Nur etwas von dem teilweise recht unsauber geführten Angriff einer kleinen christlichen Minderheit auf das Selbstbestimmungsrecht der Uni.
Der Senat der Universität Leipzig hat sich in einer Resolution gegen die Forderung gewehrt, das sog. Paulinum, das wieder aufgebaute, zentrale Gebäude der Leipziger Universität, als Kirche zu weihen. Die gbs unterstützt den Resolutionstext nachdrücklich, in dem es u.a. heißt: "Der von einer lauten, aber durch nichts legitimierten Minderheit gestellten Forderung, das zentrale Bauwerk der Universität als Kirche zu weihen, darf die Universität nicht nachkommen. Damit würde die Bindung der Wissenschaft an eine Konfession symbolisiert. Die Forderung verkennt den privaten Charakter jedes religiösen Bekenntnisses in einer religiös und weltanschaulich pluralen Gesellschaft. Die Universität kann und darf sich nicht von der Gesellschaft isolieren, indem sie ihr symbolisches Zentrum zum Gotteshaus erklären lässt. Die aggressive Form, mit der manche Vertreter dieser Forderung Rektor Häuser diffamieren und versuchen, der Universität ihren Willen aufzuzwingen, ist Ausdruck eines ungehörigen Machtanspruchs, den wir zurückweisen."
Ja, ich muss mich korrigieren. Auch in NRW gibt es die öffentliche Diskussion, die theologischen Fakultäten abzuschaffen:
"Wie die Süddeutsche Zeitung (27. August 2002, Autor: Hans Christof Wagner.) berichtete, gibt es bei den Studierendenzahlen der Theologie „dramatische Einbrüche“: „Betroffen sind vor allem die traditionsreichen Fakultäten westdeutscher Universitäten. Am Evangelischen Stift, der Tübinger Fakultät studierten 1985 2200 evangelische Theologie. Heute sind es noch 552. An der Philipps-Universität Marburg, 1527 als erste protestantische Universität gegründet, waren es 1983 einmal 14000. 2002 sind noch 380 für das Fach eingeschrieben. Heidelberg und Göttingen melden Rückgänge von 75 Prozent.“ Infolgedessen nimmt der Legitimationsdruck auf die Hochschultheologie deutlich zu. Immer nachdrücklicher wird von hochschulpolitischen Gremien die bisherige Privilegierung theologischer Einrichtungen bzw. Lehrstühle hinsichtlich der Relation von Studierendenzahlen und Hochschullehrkräfte kritisch gewertet und strukturelle Konsequenzen bis hin zu Abschaffung ganzer Theologischer Fakultäten gefordert. In Nordrhein-Westfalen z.B. hat ein Expertenrat u.a. die Auslastungen und Relationen von Studenten zu Professoren untersucht. Folgende Zahlen im Abschlußbericht von 2001, der 164 Professuren ausweist (78 evangelische und 86 katholische) zeigen die Privilegierung der Theologie gegenüber anderen universitären Disziplinen. Während in den Erziehungswissenschaften der NRW-Hochschulen 132 Studierende auf einen Lehrstuhlinhaber entfallen – selbst bei der Philosophie sind es noch 68 –, hat in der Theologie ein Professor 33 (ev.) bzw. 34 (kath.) zu betreuen. Im Ergebnis der Analysen werden deutliche Reduzierungen sowohl der Standorte für Theologie als auch von Lehrstühlen empfohlen, denen jedoch Staatsverträge mit den Kirchen entgegen stünden. In Sachsen waren zu Beginn der 1990er Jahre mehrere theologische Einrichtungen neu gegründet worden. Schon etwa zehn Jahre später hat die Sächsische Hochschulentwicklungskommission (SHEK) „eine Bündelung der Ausbildung im Freistaat am Standort Leipzig vorgeschlagen. Entsprechende Einrichtungen in Dresden an der Technischen Universität (TU) sollten aufgelöst werden.“ Die Diskussion dazu ist wenigstens in Gang gekommen. Neben der seit langem im Hochschulwesen verankerten evangelischen und katholischen werden in den letzten Jahren Pluralisierungstendenzen deutlicher, etwa durch die langsam wachsende Präsenz der jüdischen, orthodoxen und – in jüngster Zeit – der islamischen Theologie. Bisherige religiöse Deutungsmonopole werden relativiert.
Deine Behauptung, es gehe um Abschaffung ist falsch (obwohl ich das ausdrücklich begrüßen würde).
Aus dem von dir selbst kopierten Text geht hervor, es geht lediglich um eine Gleichstellung mit anderen Fakultäten, besonders um hinsichtlich der Auslastung. Das ist doch wohl eindeutig berechtigt, auch wenn wegen drastisch gesunkener Studentenzahlen dann eventulle die eine oder andere geschlossen werden müsste.
Nee, klar Mehrheitsentscheidung, folglich nichts mit Abschaffung.
Es ging doch nicht darum, was in dem Artikel alles erwähnt wird. Auch nicht darum, dass theologisch Fakultäten abgeschafft werden sollten. Es ging ganz klar darum, ihnen lediglich ihren Sonderstatus zu nehmen. Wenn sie dann geschlossen werden müssen, weil sie den normalen Kriterien nicht mehr standhalten, ist das lediglich die Folge. Aber es war nicht das Ziel.
Wieso bist du denn offensichtlich der Meinung, theologische Fakultäten müssten besonder behandelt werden. Konkret, wenn dort die Studentenzahlen um mehr als 75% sinken, darf dort nicht, wie bei allen anderen Fakultäten üblich, an der noch am besten laufenden Uni konzentriert werden? Theologie kann doch trotzdem noch jeder studieren.
>>>Wieso bist du denn offensichtlich der Meinung, theologische Fakultäten müssten besonders behandelt werden?
Vielleicht hast Du Recht: Das könnte an meiner Voreingenommenheit liegen, weil ich ja an Gott glaube, und selbst einmal an einer theologischen Fakultät studiert habe (und zwar in Leipzig).
Genau, man kann den Leuten nicht verbieten, zu glauben. Aber ich bin ebenfalls dafür, dass die Sonderstellung wegfällt (*freu* klar sind die Ossis zuverlässiger als die Katholiken)