ich hätte mal eine Frage zu überwundenem Aberglauben, ob ihr das von euch auch kennt, und welche Formen es bei euch hatte.
Als kleines Kind, da dachte ich mal eine Zeitlang, dass es Unglück (schlechte Zensuren in der Schule) bringen würde, wenn ich auf die schwarzen Striche zwischen den Gehwegplatten treten würde. Irgendwann hat sich dieser Aberglaube dann bei mir verflüchtigt, und heute denke ich gar nicht mehr daran (außer jetzt). Der Sinn war wohl, dass ich auf den Weg achten sollte, und um nicht zu stolpern, oder so.
Als Kind glaubte ich, dass Gott mich mit Blitz und Donner vernichten würde, wenn ich schlecht über ihn dächte. Und natürlich dachte ich automatisch, zwanghaft, über ihn schlecht. Nein, diesen Aberglauben habe ich überwunden. Ich bemerke jeden Freitag, den 13. Natürlich glaube ich an den Kokolores nicht! Aber leise Spannungen in mir würde ein Lügendetektor bestimmt trotzdem feststellen können... Ergo habe ich diesen Aberglauben nicht wirklich überwunden...
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
Ja, da kenne ich was - allerdings nicht von mir persönlich - mein alter Zen-Lehrer, Prof. Hungerleider, ist ja jüdisch erzogen worden. Und da er kein Lebenszeichen von G"tt wahrnehmen konnte, beschloss er Ihn dazu zu zwingen, indem er zu Jom Kippur [großer Fasttag] bei einem Metzger ein Blutwurst [trefe, absolut trefe] kaufte und auf der Stelle verzehrte. Er brauchte Monate, um sich von seiner Enttäuschung zu erholen, dass er nicht mal mit schrecklichem Bauchgrimmen bestraft worden war - aber schließlich hat er's doch überwunden...
___________________________ Nichts bedarf so sehr der Reform wie die Meinungen anderer Leute. [Mark Twain]
Als Kind dachte ich, dass alle verschluckten Kirschkerne usw. postwendend in den Blinddarm wandern und, wenn der voll ist, muss er, wie beim Staubsauger, ausgetauscht werden.
Ich habe sehr aufgepasst, das ich bloss keine Kerne verschlucke.
Und einen netten Aberglauben habe ich noch gehabt. Als Kind dachte ich, das man Tiere in der Weihnachtsnacht reden hören kann. Klar war ich neugierig, was die so zu reden haben.
Der Sohn eines Knechtes hat mich dann aufgeklärt und leider war der Zauber der Weihnachtsnacht für einige Zeit weg.
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Mir ist gerade eben noch das mit dem Weihnachtsmann eingefallen, wie ich damals entdeckt habe, dass "es ja bloss der Onkel xyz ist". Dann natürlich der Osterhase, das war Onkel abc, der ihm immer schnell beim Streicheln ein paar Süßigkeiten unterschob, so dass es dann so aussah, als habe der Hase die gerade "gelegt", wenn er dann auf dem Gras im Garten weiterhoppelte, während wir kleinen Kinder uns mit Gebrüll auf die Süßigkeiten stürzten. Dann habe ich mal von der Zahnfee im Fernsehen einen Film gesehen. Dass man den ersten ausgefallenen Milchzahn unter sein Kopfkissen zu legen hätte und dann dafür am nächsten Morgen 50 Pfennig finden würde (oder so, selbst hatte ich das als Kind nicht).
Zitat von Tao-HoAls Kind dachte ich, das man Tiere in der Weihnachtsnacht reden hören kann.
Das war mal ein verbreiteter Volksglaube, aber durch einen Versuch leicht zu widerlegen - ebenso wie die Geschichte die meine Großmutter erzählte, dass man zum Glockenschlag beim Jahreswechsel bloß keine Grimasse schneiden dürfe, weil die das ganze Jahr erhalten bliebe - ich hab's natürlich ausprobiert; funktionierte aber nicht...
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Ja, und was man in den ersten zwölf Nächten zwischen Weihnachten und des Neuen Jahres (24.12. bis 6.1.) so träumt, das würde sich dann in den zwölf Monaten des Neuen Jahres dann ereignen. Oder, was man in einem Bett träumt, in dem man noch nie zuvor geschlafen hat, das würde dann wahr werden.
Und ich dachte immer als Kind, wenn ich beim Fahnenappell der 'Jungen Pioniere' nicht laut genug 'Immer bereit' nach dem vorgebrüllten 'Seit bereit' brülle, das mich der real-sozialistische Beelzebub holt, in Form des Parteisekretärs.
In Antwort auf:Das war mal ein verbreiteter Volksglaube, aber durch einen Versuch leicht zu widerlegen
Schatz. Ich war damals erst 5 oder 6 Jahre alt und habe immer beim Versuch die Tiere zu belauschen die Äugelchen zugemacht, weil die müde waren und bin beim warten eingeschlafen.
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In Antwort auf:Das war mal ein verbreiteter Volksglaube, aber durch einen Versuch leicht zu widerlegen...
Fragen über Fragen:
- Bei welchem Aberglauben reicht ein Versuch (ein einziges Gegenbeispiel) nicht aus?
- Ob es eine allgemein gültiges Verfahren / eine gute Methode gibt, mit dem man jeden Aberglauben irgendwie irgendwann einmal widerlegen könnte? Oder ob es so ein Verfahren generell nicht gibt?
- Was ist das Kriterium, dass man einen Aberglauben dann wirklich überwunden hat?
Ich finde es einen der bemerkenswertesten mathematischen Sätze, dass man bewiesen hat, dass es nicht möglich ist, die Kontinuumshypothese zu beweisen, und dass es nicht möglich ist, die Kontinuumshypothese zu widerlegen, und dass es nicht möglich ist, die Negation der Kontinuumshypothese zu beweisen, und dass es nicht möglich ist, die Negation der Kontinuumshypothese zu widerlegen.
1. Johannes 5,5: Wer ist aber, der die Welt überwindet?
In Antwort auf:Ob es eine allgemein gültiges Verfahren / eine gute Methode gibt, mit dem man jeden Aberglauben irgendwie irgendwann einmal widerlegen könnte?
Gibt es einen Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube? Wer glaubt, glaubt an einen Glauben, und das andere ist Aberglaube! Also können wir hier im Forum, in dem Verschiedengläubige (inkl. den Nichtgläubigen) aufeinandertreffen, nur von Glauben und Nichtglauben reden. Was der eine als widerlegt betrachtet, betrachtet den Gläubige noch lange nicht als widerlegt. Bringt eine schwarze Katze, die deinen Weg kreuzt, Unglück? "Nein, Unsinn!", sagt der Naturalist. Und der Abergläubische wird sich die negativen Dinge, die dir nach der Begegnung mit der schwarzen Katze widerfahren herauspicken und als Bestätigung werten.
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Und bevor auch dieser Thread wieder im Eimer ist, poste ich mal einen Aberglauben, den ich von Oma übernommen habe (Mama hat das auch so gemacht). Ich glaube zwar nicht dran, aber mir gönnt es einige Tage Ruhe vor der Wäsche.
Zwischen Weihnachten und Neujahr wasche ich keine Wäsche und ich schau darum vor Weihnachten, dass ich immer noch mal einen kleinen Hausputz mit Wäsche mache (incl. bügeln). Meine Oma und meine Mama haben niemals und schon gar nicht Bettwäsche gewaschen in diesen Tagen. Sonst wäre ja im drauffolgenden Jahr jemand in der Familie gestorben.
Wie gesagt - ich glaube nicht dran. Aber ich geniesse die Zeit ohne den ehlenden Wäschekrams.
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In Antwort auf:Kann der dann die Kontinuumshypothese beweisen oder widerlegen?
Wahrscheinlich weder - noch. Hat Jesus nicht mit dem Zinsgroschen demonstriert, dass er sich an die Regeln der Mathematik/Logik/Vernunft hält?
In Antwort auf:Gibt es einen Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?
Beides ist offenbar eine Form von Glauben. Der Aberglaube ("Über-Glaube") sieht den Glauben der Religionen und die Erkenntnisse der Wissenschaft als minderwertig an (die Definition habe ich von Brockhaus). Und der Glaube der monotheistischen Religionen sieht den Aberglauben als verwerflich an, und anerkennt die Erkenntnisse der Wissenschaften (in gewissem Maße).
Aberglauben gibt es auch bei Tieren in der Skinner-Box. Zum Beispiel Ratten und Tauben entwickeln dann im so genannten Nicht-Deterministischen Experiment ein individuelles Ritual, siehe Wikipedia, "abergläubische Ratte". Ob es Glauben im Sinne von unseren Religionen bei den Tieren gibt, habe ich bislang noch nicht rausgefunden - weiß dazu hier im Forum evtl. jemand was?
Ich denke, Aberglauben entwickelt sich dann beim Menschen besonders stark, wenn sie etwas Bestimmtes wollen (siehe Cargo-Cult), oder Angst haben (z.B. vor persönlichem Unglück, vor Krankheit/Tod), und aber nicht wirklich verstanden haben, wie "es" funktioniert, jedoch mutmaßen, dass es einen bestimmten Zusammenhang zwischen Tun/Unterlassen und Ergehen gibt.
Ich liebe den Aberglauben bzgl. der Wäsche, weil ich wenigstens einmal im Jahr meine Ruhe davor haben will.
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In Antwort auf:Beides ist offenbar eine Form von Glauben. Der Aberglaube ("Über-Glaube") sieht den Glauben der Religionen und die Erkenntnisse der Wissenschaft als minderwertig an (die Definition habe ich von Brockhaus). Und der Glaube der monotheistischen Religionen sieht den Aberglauben als verwerflich an, und anerkennt die Erkenntnisse der Wissenschaften (in gewissem Maße).
Alles wie gehabt. Glaube oder Aberglaube sind Bollwerke von Vorurteilen, die nicht auf die Idee kommen mögen, sich selbst als fehlerhaft oder irreal zu erkennen. Was sich so vor analytischer Eigenbetrachtung schützt, hat Angst vor den Ergebnissen und ist wahrscheinlich nicht wahr!
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Ich denke, dass siehst du zu einseitig bzw. zu negativ. Wenn es nur Ansammlungen von Vorurteilen sind, wie kann es dann kommen, dass religiöse Menschen besser von Krankheiten genesen, seltener Herzschlag erleiden und statistisch ein höheres biologisches Alter erreichen?
Ausserdem stärkt Küssen des Partners das Imunsystem.
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In Antwort auf:Du wirst dich sicher nicht wundern, wenn ich auch für diese Aussagen wieder die entsprechenden Belege fordere.
Nö, weil wundern tu ich mich nur über WUNDER. Außerdem sind das alles wieder englische Originalarbeiten, und die würdest Du ja dann bloss wieder ruck-zuck weglöschen, was soll also die Mühe, das rauszusuchen. Aber eine hab ich gleich parat:
Studie: Fromme Menschen sind glücklicher Sind religiöse Menschen glücklicher? Aus den USA sowie England sind ... finden sich Meldungen wie "Fromme leben länger" oder "Beten schützt vor Herztod". ... http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/60533/
In Antwort auf:Wenn es nur Ansammlungen von Vorurteilen sind, wie kann es dann kommen, dass religiöse Menschen besser von Krankheiten genesen, seltener Herzschlag erleiden und statistisch ein höheres biologisches Alter erreichen?
Also, ich habe 70 Herzschläge pro Minute. Aber das liegt bestimmt an meiner Gottlosigkeit. Du vertrittst da eine kühne These. Ritchie Dawkins vertritt eine gegenteilige These. Und ich meine auch, dass der wahrheitsliebende Mensch entspannter lebt. Ist denn der religiöse Mensch etwa nicht wahrheitsliebend? Nein, nicht so sehr wie der Atheist. Denn der religiöse Mensch liegt mit dem ZWEIFEL auf Kriegsfuß.
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In Antwort auf:Du vertrittst da eine kühne These. Ritchie Dawkins vertritt eine gegenteilige These. Und ich meine auch, dass der wahrheitsliebende Mensch entspannter lebt. Ist denn der religiöse Mensch etwa nicht wahrheitsliebend? Nein, nicht so sehr wie der Atheist. Denn der religiöse Mensch liegt mit dem ZWEIFEL auf Kriegsfuß.
Ist die These "Gott lebt" kühner als die These "Gott gibt es nicht"? Der religiöse Mensch liebt, soweit ich weiß, die Wahrheit, siehe z.B. 8. Gebot.
Deine These, "nicht so sehr wie der Atheist", beweist Du sicher dann mit einer entsprechenden Studie? Oder hast Du da selbst keinen wissenschaftlichen Zweifel?
Übrigens habe ich einmal Ratzinger sagen gehört (oder gelesen), dass die Zweifel beim religiösen Menschen nur andere seien, und nicht weniger.
In Antwort auf:Ist die These "Gott lebt" kühner als die These "Gott gibt es nicht"?
Ja, eindeutig. Aber Kühnheit ist ja kein Charaktermangel.
In Antwort auf:Der religiöse Mensch liebt, soweit ich weiß, die Wahrheit, siehe z.B. 8. Gebot.
Wer die Wahrheitsliebe als Befehl von Gott empfangen muss, kann die Wahrheit schon mal nicht lieben. Was machst du denn, wenn sich die Energetik deiner Wahrheitsliebe gegen die Gottesexistenz wendet? Und im Hinterkopf hast du das 1. Gebot und das TABU, dagegen zu verstoßen.
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In Antwort auf:Wer die Wahrheitsliebe als Befehl von Gott empfangen muss, kann die Wahrheit schon mal nicht lieben.
Der Satz ergibt keinen Sinn. Weder lässt sich Liebe befehlen, noch Wahrheit als Befehl empfangen. Wahrheit ist vielleicht eher mit einem Geschenk zu vergleichen, z.B. an den verirrten Menschen, der sich hoffnungslos in Lügen verstrickt sieht, und es aufgegeben hat und resignierend fragt: "Was ist Wahrheit?"
In Antwort auf:Was machst du denn, wenn sich die Energetik deiner Wahrheitsliebe gegen die Gottesexistenz wendet?
Die Frage wäre in sich dann stimmig, wenn die Wahrheit kein Geschenk von Gott wäre. Da sie aber (letztlich) von Gott kommt, wird es (letztlich) keinen Widerspruch zu Gott geben. Die Wahrheit wird sich durchsetzen. (Und über den Zweifel erheben, den Du da mit "Energetik der Wahrheitsliebe" verwechselst.)
In Antwort auf:Und im Hinterkopf hast du das 1. Gebot und das TABU, dagegen zu verstoßen.
Als wahrheitsliebender Gläubiger befolgt man die Gebote - aber nicht aus sklavischem Gehorsam (das wäre letztlich auch gar nicht möglich), sondern aus Liebe (zu Gott und den Mitmenschen).