Für (echten) Säkularismus und freie Religionskritik!
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"Vater unser, der Du bist im Himmel meines Herzens, wenn es auch eine Hölle zu sein scheint; geheiligt werde Dein Name, er werde angerufen in der tödlichen Stille meines ratlosen Verstummens; zu uns komme Dein Reich, wenn alles uns verlässt; Dein Wille geschehe, auch wenn er uns tötet, weil er das Leben ist und, was auf Erden wie ein Untergang aussieht, im Himmel der Aufgang Deines Lebens ist; gib uns heute unser tägliches Brot, lass uns auch darum bitten, damit wir uns nie mit Dir verwechseln, selbst nicht in der Stunde, da Du uns nahe bist, sondern wenigstens an unserem Hunger merken, dass wir arme und unwichtige Geschöpfe sind; befreie uns von unserer Schuld und behüte uns in der Versuchung von der Schuld und Anfechtung, die eigentlich nur eine ist: nicht zu glauben an Dich und an die Unbegreiflichkeit Deiner Liebe; sondern erlöse uns - erlöse uns von uns selbst, erlöse uns in Dich hinein, erlöse uns in Deine Freiheit und Dein Leben."
______________________________________________ "Philosophie besteht aus Fragen, die niemals beantwortet werden können. Religion besteht aus Antworten, die niemals hinterfragt werden dürfen." -Anonym
In Antwort auf:Was soll da jetzt diskutiert werden?
Vielleicht muss auch gar nicht diskutiert werden, da die Reaktionen vorhersehbar sind.
Mir ist anlässlich eines Artikels zum 25. Todestage von Karl Rahner dieses untergekommen und ich wollte es nicht für mich behalten, nicht mehr und nicht weniger.
Gemeinhin der bedeutenste (katholische) Theologe des 20. Jahrhunderts. Autor unzähliger theologischer Standartwerke, Jesuit, Vorbereiter und Mitplaner des 2. Vatikanischen Konzils, wichtiger Impulsgeber der Öffnung der katholischen Kirche zur Welt. Von Fundamentalisten verachtet und geschmäht und am Lebensende begrub er die Illusion einer weltoffenen, lebendigen Kirche.
Er meinte kurz vor seinem Tod:
"Warum gibt es päpstliche Rundschreiben über alle möglichen Themen, aber nicht schlicht über Gott und die Möglichkeit, ihn zu erfahren? Viel lebendiger und radikaler müsste von der Wahrheit des Christentums geredet werden, stattdessen pflege man eine Kleinbürgermentalität, entziehe sich den gesellschaftspolitischen Herausforderungen, und das sei vielleicht eine größere Irrlehre, als wenn ein Christ an der Existenz der Engel oder an der Erbsünde zweifle! Nicht bei den Biederen und Selbstgerechten sei der Platz der Christen, sondern an den Rändern der Gesellschaft, an den Brennpunkten menschlicher Verzweiflung, wo wahrscheinlich auch Jesus von Nazaret zu finden gewesen wäre."
Noch ein Satz von ihm: "Hartes, nüchternes, bohrendes Fragen ist schon eine Art von Frömmigkeit."
In Antwort auf:Noch ein Satz von ihm: "Hartes, nüchternes, bohrendes Fragen ist schon eine Art von Frömmigkeit."
Was bin ich? Ein frommer Atheist? Irgendwie kommt mir der Rahner wie ein besserer Luther vor. Luther rebellierte gegen die Kirche, aber er übersetzte seine Rebellion nicht auf die weltliche Ebene und glaube an die Bibel und an Gott. Rahner rebellierte gegen die Kirche, bezog die weltliche Ebene mit ein und glaubte weiterhin an Gott. Man könnte noch einen Schritt weitergehen. Was alle Rebellen gemein haben, ist das Nein zu herrschenden Strukturen, Menschen, herrschender Denkart - und die Orientierung an innerer Überzeugung. Das Recht auf das Nein bricht in letzter Konsquenz alle religiösen Dämme.
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
In Antwort auf:Irgendwie kommt mir der Rahner wie ein besserer Luther vor.
Bei Luther ist ja aus seiner Rebellion gegen bestehende Missstände eine neue Kirche entstanden, wenn man so will. Rahner war immer Teil seiner Kirche und tief in ihr verwurzelt und hat eigentlich durch seine theoretische und theologische Auffassung versucht die RKK von innen zu reformieren, manchmal sicher sogar unbewusst. Aber in erster Linie war er dogmatischer Theologe, der theoretische, christliche Fundamente neu erschaffen wollte bzw. die alten reformieren. Das ist aber nur meine subjektive Meinung, zu der man aber kommt, wenn man Sachen von ihm liest. Übrigens hat der heutige Papst, der damals als Kardinal Ratzinger mit Rahner z.T. zusammen arbeitete, einmal gesagt, dass er trotz einiger Gemeinsamkeiten merkte, dass sie theologisch auf zwei verschiedenen Planeten lebten.
In Antwort auf:Orientierung an innerer Überzeugung.
Das war für Rahner der unzweifelhafte Glaube und die Kirche, sei sie auch noch so marode.
In Antwort auf:Das Recht auf das Nein bricht in letzter Konsquenz alle religiösen Dämme.
Nicht nur religiöse Dämme können dadurch gebrochen werden, die aber auch. Das Recht auf ein Nein kennzeichnet die eigentliche Freiheit eines Menschen. Und sei es ein nein zu Unglauben, Beliebigkeit oder Agnostizismus o.ä., das muss nämlich auch gegeben sein.
In Antwort auf:Und sei es ein nein zu Unglauben, Beliebigkeit oder Agnostizismus o.ä., das muss nämlich auch gegeben sein.
Religion IST Beliebigkeit.
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In Antwort auf:sondern wenigstens an unserem Hunger merken, dass wir arme und unwichtige Geschöpfe sind;
Dieses Gedicht sollte man den Menschen in der Dritten Welt beibringen. Dann können wir uns künftig die Hilfsgüterlieferungen in die notleidenden Gebiete sparen. Die Menschen dort wissen dann schließlich, woran sie sind und bei wem sie sich bedanken können.
In Antwort auf:D.h., dass er sich als Theologe die Kritik herausnehmen durfte, die einfachen Schafe auf den harten Kirchenbänken aber nicht?
Die Kritik kann sich jeder herausnehmen, ich tue es auch. Warum es so viele nicht tun, liegt am, eventuell falschen, Verständnis des Evangeliums oder der angesprochenen Pflege der Kleinbürgermentalität durch kirchliche Instanzen, die damit auch ihre Ruhe haben und nach allem trachten, aber nicht nach dem Reiche Gottes.
Den Rest der Äußerungen hier beantworte ich morgen, kann mir auch nichts schöneres vorstellen an Urlaubstagen...... ...und: den -Smilie nicht inflationär gebrauchen, der schlägt irgendwann zurück!
In Antwort auf:Die Kritik kann sich jeder herausnehmen, ich tue es auch. Warum es so viele nicht tun, liegt am, eventuell falschen, Verständnis des Evangeliums
Das ist schön. Dann bist du also auch gegen Rahner? =>
In Antwort auf:Das war für Rahner der unzweifelhafte Glaube und die Kirche, sei sie auch noch so marode.
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
In Antwort auf:Dann bist du also auch gegen Rahner?
So richtig kann ich da jetzt nicht die Querverbindung sehen, ich weiß nicht, wie du darauf kommst. Natürlich bin ich nicht gegen Rahner, ganz im Gegenteil. Ich habe geschrieben, dass der Mann versucht hat, die Kirche von innen zu reformieren und es bei ihm nie so weit gekommen wäre, wie bei Luther, eine neue Kirche zu gründen, da er ein Kind der katholischen Kirche war und er auch grundlegendes zur Dogmatik der KK geschrieben und beigetragen hat.
In Antwort auf:Dieses Gedicht sollte man den Menschen in der Dritten Welt beibringen. Dann können wir uns künftig die Hilfsgüterlieferungen in die notleidenden Gebiete sparen. Die Menschen dort wissen dann schließlich, woran sie sind und bei wem sie sich bedanken können.
Meinst du nicht, dass das mit dem Hunger metaphorisch und als Metapher gemeint war? Das sich das Ganze auf den 'geistigen' Hunger bezog? Sicher hast du das bemerkt, aber der Hunger in Afrika hat sich schon immer als schlagkräftiges, zeitloses Argument erwiesen, gegen wem auch immer. Ist der liebe Gott Schuld am dortigen Hunger? Dann macht ihr es euch so einfach, wie ihr es mir unterstellt.
Zitat von MaleachiAber in erster Linie war er dogmatischer Theologe, der theoretische, christliche Fundamente neu erschaffen wollte bzw. die alten reformieren. Das ist aber nur meine subjektive Meinung, zu der man aber kommt, wenn man Sachen von ihm liest. Übrigens hat der heutige Papst, der damals als Kardinal Ratzinger mit Rahner z.T. zusammen arbeitete, einmal gesagt, dass er trotz einiger Gemeinsamkeiten merkte, dass sie theologisch auf zwei verschiedenen Planeten lebten.
Da kann ich ihm ausnahmsweise mal nur uneingeschränkt recht geben... Ob Rahner tatsächlich reformieren wollte, bin ich nicht so sicher. Jedenfalls hat er - als bekannter Theologe - laut und deutlich seine Meinung gesagt, und sich damit (nicht nur beim damaligen Innsbrucker Bischof) ziemlich unbeliebt gemacht. Hans Küng hat ihn einen 'Wegbereiter der theologischen Freiheit' genannt; seine eigene (auch gedankliche) Bewegungsfreiheit war aber noch um Vieles mehr eingeschränkt als die heutiger Theologen.
Zitat von GysiOrientierung an innerer Überzeugung.
Zitat von MaleachiDas war für Rahner der unzweifelhafte Glaube und die Kirche, sei sie auch noch so marode.
D.h., dass er sich als Theologe die Kritik herausnehmen durfte, die einfachen Schafe auf den harten Kirchenbänken aber nicht?
Im Prinzip eher umgekehrt - jedes 'einfache Schaf auf der harten Kirchenbank' kann Kritik üben soviel es will - niemand kann ihm deswegen die venia legendi entziehen, es zwangslaiisieren oder womöglich exkommunizieren - bei einem Theologen im kirchlichen Dienst ist das anders. Der darf sich zwar an seiner inneren Überzeugung orientieren - aussprechen [besonders vor den 'Laien'] darf er sie nur dann, wenn sie der rechtgläubigen Obrigkeit passt...
___________________________ Nichts bedarf so sehr der Reform wie die Meinungen anderer Leute. [Mark Twain]
In Antwort auf:Hans Küng hat ihn einen 'Wegbereiter der theologischen Freiheit' genannt;
So in etwa würde ich ihn auch sehen, obwohl mir persönlich das Konglomerat des Weltethos von Küng selbst doch sehr zusammengeschustert erscheint. Aber unsympathisch ist mir der Mann nicht und seine Prophezeihungen anlässlich der Wahl von Ratzinger zum Papst haben sich ja weitesgehend bestätigt. (SZ am 19.04. 2005: "Die Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst ist aus Sicht des katholischen Theologen Hans Küng eine „Riesenenttäuschung“ für alle Reformorientierten.").
In Antwort auf:seine eigene (auch gedankliche) Bewegungsfreiheit war aber noch um Vieles mehr eingeschränkt als die heutiger Theologen.
Das mag sein, ich schrieb ja auch, dass er immer 'seiner' Kirche treu bleiben würde.
Aber eine andere Frage qilin, an welche Theologen aus heitiger Sicht hast du da gedacht?
In Antwort auf:Da hilft ab und zu, den Finger in den Hals zu stecken und wenn der Magen und das Hirn dann leer sind, bietet sich die Chance des Neuanfangs.
Nenene, ich hab' einfach aufgehört, den Text von Rahner zu lesen, dann ging's mir schon wieder viel besser. Und Leute mit leerem Hirn hab' ich schon genug erlebt, um zu wissen, dass das nicht erstrebenswert ist...
In Antwort auf:Sind nicht auch Menschen Schuld? Könnte der Link ein paar Körnchen Wahrheit enthalten?
Für einen Atheisten sind natürlich nur die Menschen Schuld! Wer auch sonst?
Aber wer mit merkwürdigen Gottesvorstellungen kommt, kann die logischen Konsequenzen nicht einfach wegzaubern - nur ignorieren, was weitgehend praktiziert wird.
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