Zwei Jahrhunderte liegt sie zurück: Die Säkularisation, also die Trennung von Kirche und Staat. Die Kommunen zahlen dafür immer noch - oft Lasten wie im Mittelalter, wie zum Beispiel die Getreideabgabe. Aber auch Bischofs-Gehälter, Militärseelsorge, Pfarrerstudium, Kirchentage, Pensionen, sogar Glocken und Orgeln: Der Staat zahlt häufig für fast alles, was zur Kirche gehört.
Die meisten kirchlichen Sozialdienste - ebenfalls finanziert vom Staat. Gleichzeitig subventioniert er damit allzu oft Missionarsdrang und Dogmatismus. So müssen selbst Sekretärinnen in kirchlichen Einrichtungen, deren Gehalt vom Staat kommt, Kirchenmitglied sein, sonst verlieren sie ihren Job. Und Angestellte, die nur standesamtlich geheiratet haben, müssen ebenfalls mit Sanktionen rechnen.
Neben der Kirchensteuer erhalten die Kirchen rund 20 Milliarden Euro im Jahr zusätzlich vom Staat - Geld von allen Steuerzahlern für Gottes Segen?
Staat und Kirche sind in Deutschland getrennt. Vor mehr als 200 Jahren musste die Kirche Macht und Ländereien an die weltlichen Herrscher abgeben. Doch immerhin wurde die Kirche entschädigt, und zwar mit einer fürstlichen Regelung. Denn die Entschädigung bekam sie nicht einmalig, sondern seitdem in Form einer regelmäßigen Zahlung - bis in alle Ewigkeit?
Noch heute zahlen zum Beispiel Kommunen Pfründe an die Pfarrer, selbst dann, wenn die Gemeinde schon lange keinen eigenen Pfarrer mehr hat. Städte müssen etwa den Umbau der Kirche berappen. Und auch die Gehälter der Bischöfe werden nicht aus der Kirchensteuer, sondern aus dem Staatshaushalt bezahlt. Mindestens 400 Millionen Euro fließen heute noch auf Grund uralter Verträge Jahr für Jahr an die Kirche.
Rechtstitel, zum Teil aus Zeiten Napoleons, unterschrieben von Herzögen und Fürsten. Inzwischen wurden Kaiser gekrönt, Kriege geführt, Staaten gingen unter und wurden neu gegründet. Doch die Verträge blieben bestehen und die Kirchen kassieren weiter. Panorama über Staat und Kirche, die in Deutschland offenbar doch nicht so richtig getrennt sind.
Toll, was so alles jetzt erst rauskommt! Wieso wussten wir nichts davon? Weil die Medienarbeit Interessen unterworfen ist! Und dem lange genug sich gewährt habenden Desinteresse der Atheisten. Wie ist das eigentlich in anderen Ländern mit der Säkularisationspolitik? Genauso wie in Deutschland?
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
Bruder Spaghettus
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gelöscht
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Beiträge:
05.06.2009 19:21
#6 RE: Alte Pfründe: Steuermillionen für die Kirchen
Naja, erst jetzt raus gekommen ist das nicht. Das Buch von Carsten ist schon ein paar Jahre alt. Auch auf sparteuchdiekirche.de gabs schon lange Infos.
Neu ist nur, dass auch mal die Medien darüber berichten. Jedenfalls nach so 7 Jahren mal wieder. Wird Zeit, das mehr unter das Volk zu bringen.