Es ist mir aufgefallen, wie oft Gläubige die Ungläubigen fragen: Wie seid ihr ungläubig geworden? Weshalb seid ihr Atheisten geworden? Immer spüre ich die Grundeinstellung, dass der Mensch von Natur aus gläubig sei - worauf stützt sich dieser Gedanke? Ich war schon immer Atheistin und meine kindlichen Versuche mit dem Gebet waren reine Kinderreien *G*, es sah so niedlich aus bei Disney...
Ein Kind wird als Atheist geboren, nicht als Muslim oder Christ - das ist keine Frage. Aber ich denke mal, dass die Fragesteller davon ausgehen, dass auch der Atheist religiös erzogen wurde, wie - hier im Westen - ja in der Tat beinahe jedes Kind religiöse Erziehung hatte.
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03.08.2010 17:51
#3 RE: Warum denken Gläubige, man müsste zum Unglauben kommen?
Zitat von Gysi wie - hier im Westen - ja in der Tat beinahe jedes Kind religiöse Erziehung hatte.
Das ist richtig, selbst wenn sich diese religiöse Erziehung für das Kind selbst nur auf den Fakt beschränkt, nicht aus der Gruppe zu fallen bzw. den Weihnachtsgottesdienst einmal im Jahr mit den Eltern zu besuchen, weil es so schön heimelig ist.
Im Osten war (und zu großen Teilen ist) es ja anders. Mein Neffe hat in Brandenburg ganz selbstverständlich die Jugendweihe gemacht. Da steht eine Konfirmation gar nicht zur Debatte, das ist völlig normal. Nicht umsonst werden große Teile Ostdeutschlands als die entchristianisiertesten von ganz Europa bezeichnet.
Zitat von GysiEin Kind wird als Atheist geboren, nicht als Muslim oder Christ - das ist keine Frage. Aber ich denke mal, dass die Fragesteller davon ausgehen, dass auch der Atheist religiös erzogen wurde, wie - hier im Westen - ja in der Tat beinahe jedes Kind religiöse Erziehung hatte.
In dem Fall denkt der Fragesteller pauschal (unterschwellig natürlich), der Antworter müsse aus dem Westen sein? Die Idee finde ich irgendwie putzig, 20 Jahre nach der Wiedervereinigung.
Zitat von QueenIn dem Fall denkt der Fragesteller pauschal (unterschwellig natürlich), der Antworter müsse aus dem Westen sein? Die Idee finde ich irgendwie putzig, 20 Jahre nach der Wiedervereinigung.
Ach, der Fragesteller wird möglicherweise über den Osten nicht so aufgeklärt sein. Oder er denkt eben nur aus seiner Erfahrung heraus. Diesen Mangel würde ich ihm nachsehen können...
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Zitat von QueenIn dem Fall denkt der Fragesteller pauschal (unterschwellig natürlich), der Antworter müsse aus dem Westen sein? Die Idee finde ich irgendwie putzig, 20 Jahre nach der Wiedervereinigung.
Ach, der Fragesteller wird möglicherweise über den Osten nicht so aufgeklärt sein. Oder er denkt eben nur aus seiner Erfahrung heraus. Diesen Mangel würde ich ihm nachsehen können...
Ich würde auch nicht sagen, das ich Atheist geworden bin. Als Kind ist man noch nicht in der Lage so richtig darüber nachzudenken. Und man kann es sich wie gesagt nicht aussuchen wie man erzogen wird.
Aber irgendwann sollte man die Dinge, die man gesagt bekommt hinterfragen. Und ganz ehrlich, mir ist schleierhaft, wie man dann nicht zum Atheisten "werden" kann.
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Hm. Also ich seh das ein bisschen anders. Wenn ich die Frage stelle, warum/wann ihr Atheisten geworden seid, dann eher den Punkt an dem ihr von euch aus gesagt habt es gebe keinen Gott. Ich mein, man sagt ja auch, dass die Kinder erst ab 14 religionsmündig sind. Prinzipiell habt ihr Recht, als Kind ist man erstmal gar keiner Religion zugehörig, demnach aber auch nicht automatisch Atheist, denn ein Atheist ist ja überzeugt von der Nicht-Existenz Gottes. Ich geh mal schwer davon aus, dass ein Kind sich entweder noch nie Gedanken darüber gemacht hat oder sich noch nich festlegen will, da das alles noch ein wenig verwirrend scheint. Darum würde ich ein Kind nicht automatisch irgendetwas zurechnen. Höchstens vllt. der Religion/Weltanschauung der Eltern, da es relativ wahrscheinlich is, dass sie dies auch annehmen.
---------------------------------------------------- Dem Böses zu tun,der einem Gutes tut ist satanisch. Dem Gutes zu tun,der einem Gutes tut ist menschlich. Dem Gutes zu tun, der einem Böses tut, is göttlich.
Zitat von RobsonPrinzipiell habt ihr Recht, als Kind ist man erstmal gar keiner Religion zugehörig, demnach aber auch nicht automatisch Atheist, denn ein Atheist ist ja überzeugt von der Nicht-Existenz Gottes.
Ja, du hast Recht.
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Stan
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04.08.2010 13:08
#10 RE: Warum denken Gläubige, man müsste zum Unglauben kommen?
naja.... was sagt denn eine konfirmierung heutzutage (bei den meisten) noch aus?
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deine meinung. für manche leute/konfirmanten hats noch ne bedeutung ;) bedeutung ist ja letztendlich das as man draus macht
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Und genau das ist der Punkt Robson. Vllt hast du es ja doch begriffen.
An sich sind solche Rituale wertlos. Ganauso wie das Leben jedes Menschen sinnlos ist. Sinn oder Bedeutung ist immer völlig sujektiv. Ein Goldnugget ist nicht mehr wert als ein Kisel, es sei den der Mensch gesteht dem Gold einen besonderen Wert zu.
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Ich fürchte, es ist weitgehend unmöglich in unserer Gesellschaft, ein Kind atheistisch oder gewissermaßen "gottlos" aufzuziehen. Ich bin, 1934 geboren, in der Nazizeit aufgewachsen. Damals hat man die Religionen nicht gerade verfolgt, sie aber auch nicht gefördert. Auch die Zeugen Jehovas hätte wohl man in Ruhe gelassen, hätten sie nicht den Kriesgdienst verweigert. Es gab also keinen Religionsunterricht in den Schulen und keine religiösen Sendungen im Radio. Dazu war mein Vater ein überzeugter Nazi, er hatte auch nichts mit dem Lieben Gott am Hut. Und meine Mama machte bedingungslos nur das, was er wollte. Trotzdem wurde ich religiös konditioniert, und das vor allem durch die Märchen- und Kinderbücher. In denen kommt alle naselang der Liebe Gott vor, nebenbei natürlich auch Engel, der Teufel, der heilige Petrus und sogar Jesus. Wie es meinen Altersgenossen erging, den anderen Kindern, weiß ich nicht. Ganz sicher ist anzunehmen, daß einige von ihnen durch die Eltern entsprechend belehrt wurden. Mindestens wurde gedroht: "Der Liebe Gott sieht alles!" Es war damals übliches Erziehungsprinzip, a la Struwwelpeter den Kindern Böses anzudrohen, wenn sie nicht gehorchten. Und untereinander redeten die Kinder dann schon mal darüber, vom Lieben Gott, und daß man im Himmel ein Engelchen wird und fliegen kann und in den Wolken Fangerle spielt. Also, so ganz Atheist wurde wohl kaum einer, auch die Bürger der DDR hatten ordentlich Religion intus.
_____________________________________ Glaubst du noch oder denkst du schon?
naja moment mal... natürlich ist mehr oder minder alles subjektive wahrnehmung, aber ein ritual hat eine gesetzte bedeutung.. allerdings wird es für viele heute (evtl auch früher, das weiß ich nich) anders verstanden als es eigentlich gedacht war...
aber eine feste bedeutung hat es eigentlich schon
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Eine gesetztliche Bedeutung ist aber auch eine vom Menschen gegebene. Ich spreche aber von einer Bedeutung an sich. Und diese Fehlt meiner Ansicht nach einduetig.
Für einen Gläubigen wird ein Kind beid er Taufe von seinen angeborenen Sünden befreit und in die Gemeinde aufgenommen. Für mich giesst da ein alter Mann einem Kinde Wasser über die Birne, mehr nicht.
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das kann man entsprechend bei jedem ritual sagen. (übrigens bei ner kindstaufe denk ich ähnlich ;) )
sinn bekommt es erst wenn die person versteht für was es steht. dann hat es aber durchaus sinn, da es etwas veranschaulicht bzw. etwas nach außen hin zeigen soll!
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Zitat Warum denken Gläubige, man müsste zum Unglauben kommen?
Das nennt man in Fachkreisen auch "Schafsherdenverhalten". Der Gläubige denkt, je mehr Menschen die gleichen Glaubensinhalte haben, desto warscheinlich ist der Wahrheitsgehalt. Nun ist das bekanntermaßen allerdings unwahr. Verschwörungstheorien werden auch nicht warscheinlicher je mehr daran glauben und sie sind oft sogar weniger unlogisch.
Stan
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16.08.2010 17:04
#22 RE: Warum denken Gläubige, man müsste zum Unglauben kommen?
Zitat Warum denken Gläubige, man müsste zum Unglauben kommen?
Das nennt man in Fachkreisen auch "Schafsherdenverhalten". Der Gläubige denkt, je mehr Menschen die gleichen Glaubensinhalte haben, desto warscheinlich ist der Wahrheitsgehalt. Nun ist das bekanntermaßen allerdings unwahr. Verschwörungstheorien werden auch nicht warscheinlicher je mehr daran glauben und sie sind oft sogar weniger unlogisch.
Hallo Stan, ich finde deine Schilderungen in dem von dir gepostetem thread nachvollziehbar, möchte aber zu einem Punkt noch etwas sagen:
Zitat Aber darüber müßen sich die Atheisten klar sein....eine wirkliche Alternative zum Glauben haben sie nicht zu bieten. Denn mit der Lebeneistellung bzw. philosophie eines Atheisten wären die meisten Menschen nicht in der Lage zu leben. Und da sie das auch wissen,sind sie auch nicht Willens. Atheismus ist nichts für Weicheier.
"Die Atheisten" gibt es ohnehin nicht. Buddhisten z.B. sind laut Definition auch "Atheisten", denn sie glauben nicht an Gott. Vermutlich sind sie sogar eher Agnostiker, denn auf dem Weg zur Erleuchtung würde die Existenz eines Gottes keine Rolle spielen. Ich möchte hier eine deutlich Relativierung einräumen, denn Atheisten sind natürlich Individuuen. Man darf ferner getrost davon ausgehen, dass jeder Mensch im Stande dazu ist, spirituelle bzw. grenzthematisch metaphysische Erfahrungen bewusst zu induzieren und sich deshalb dem weltlich zugänglichem Glaube an einem übermächtigen Gott, der über alles und jedem thront, nicht aus Notwendigkeit bedienen muss. Es gibt Alternativen, nur lassen sie sich nicht durch die bekannten "Labels" erschließen.