Unser Verhältnis zu Tod ist nicht in Ordnung. Wir sagen statt "Selbsttötung" "Selbstmord". Jeder, der wachen Sinnes ist und noch halbwegs beweglich, kann sich selbst töten. Da kann man nichts gegen machen. Aber wer so elend dran ist und Hilfe zum Sterben benötigt, dem wird sie verweigert. Wer jeden Tag nur schlimm leidet und keine Aussicht auf Besserung hat, dem sollte ein dauerhafter und überzeugend vorgetragender Todeswunsch auch erfüllt werden.
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
Wenn es zweifelsfrei feststeht, das man z.B. in 3 Monaten stirbt, man weiß, das man nur leiden muss, selber zu schwach ist sich zu töten, aber dennoch geistig so präsent, das man die Entscheidung treffen kann, das man sterben will, dann ist da für mich völlig okay.
Was mich am meisten in einer solche Debatte aufregt, sind die Paffen, die mit der Sünde des Selbstmordes ankommen und den Leuten erzählen, das sie nicht in den Himmel kommen, damit sie sich zu Tode quälen. Da könnte man glatt dazu neigen, eben diesen Pfaffen das gleiche Schicksal zu wünschen, wenn man nicht so ein barmherziger Mensch ist, wie ich das bin
_______________________________________________ Nichts ist wahr, alles ist erlaubt! Die Realität ist das, was du daraus machst!
.. ich bin der gleichen Meinung ... vor allen Dingen kann man es beurteilen , wenn man einen seiner engsten Angehörigen hat leiden und dann sterben sehen ...
Ich denke an den Freitod von Gunter Sachs. Respekt, sage ich dazu. Ein Selbst-Mörder ist er nicht. Wir haben doch kein Recht dazu, über das Leben anderer zu verfügen.
Ich denke an den Freitod meines Freundes Günther Kahrs vor 4 Jahren. Er schmiss sich wegen Panikattacken vor einen Zug. Hätte ich nie und nimmer gemacht! Aber es war seine Entscheidung über sein Leben! Können wir Überlebenden ihn als seine moralischen Richter zu einen Selbst-Mörder verurteilen?
Und wenn einer so durch ist, dass er sterben will: WER hat den denn in diesen Zustand gebracht? Oder sehenden Auges dahin gelassen? Das sind gewiss auch die Leute, die sich weniger um ein gutes Leben dieser Person gekümmert haben. Aber ihr Interesse ist geweckt, wenn es um die biologisch sichtbare Existenz geht. Was für ein Leid da drinnen steckt, ist denen wurscht...
Und so ähnlich sieht es auch mit dem körperlich Leidenden und Sterbenden aus: Auf Deibel komm raus interessiert nur das Datum der Existenz. Registriert wird nur: lebt noch - lebt nicht. Das ist un-mensch-lich!
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)