Für (echten) Säkularismus und freie Religionskritik!
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Ich finde man muss, um diese Frage zu beantworten die postiven und negativen Bereiche von Religion sehen. Religion hat auch wichtige Funktionen wie zum Beispiel die psychische Funktion: wenn wir einen Schicksalsschlag haben dann hilft uns der Gedanke, dass Gott da ist und uns beschützt. Andererseits hat Religion auch viele negative Seiten wie die Glaubenskriege oder der Fundamentalismus. Wie würdet ihr diese Frage beantworten?
Zitat von CaroReligion hat auch wichtige Funktionen wie zum Beispiel die psychische Funktion: wenn wir einen Schicksalsschlag haben dann hilft uns der Gedanke, dass Gott da ist und uns beschützt.
Wenn man Atheist geworden ist, kann einem keine Märchengestalt aus irgendeiner Not retten. Der Atheist braucht sie auch nicht. Was uns hilft, ist kein Gott, sondern Menschen!
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
Ich spreche hier ja auch gar nicht von dem Atheisten. Ich spreche von Gläubigen, die ohne Gott nicht weiter wissen und denen hilft es, daran zu glauben, dass eine 'größere Macht' dahinter steckt. Und das ist doch etwas Positives.
Zitat von Caro im Beitrag #1Ich finde man muss, um diese Frage zu beantworten die postiven und negativen Bereiche von Religion sehen. Religion hat auch wichtige Funktionen wie zum Beispiel die psychische Funktion: wenn wir einen Schicksalsschlag haben dann hilft uns der Gedanke, dass Gott da ist und uns beschützt. Andererseits hat Religion auch viele negative Seiten wie die Glaubenskriege oder der Fundamentalismus. Wie würdet ihr diese Frage beantworten?
Lg, Caro
Aber findest du nicht, dass es falscher Trost ist? Klar klingt es erst mal schön, dass es ein Wesen gibt, das allmächtig ist und dir in jeder Situation hilft und dir beisteht, sozusagen ein idealisierter Übermensch, aber wie wahrscheinlich ist es, dass es so ein Wesen wirklich gibt? Ich denke, der grundlegende Unterschied zwischen Gläubigen und Agnostikern/Atheisten ist derjenige, dass es für die Gläubigen gar nicht wichtig ist, ob es so ein Wesen gibt, man muss halt nur an ihn glauben, Agnostiker und Atheisten gehen meines Erachtens und meinen Erfahrungen zufolge akkurater, skeptischer und wissenschaftlicher an die Sache heran. Ich persönlich finde Religion nicht zeitgemäß, aber das ist auch nur meine bescheidene Meinung. Religion beantwortet meiner Meinung nach keinerlei Fragen und gibt keine befriedigenden Antworten im Gegensatz zur Wissenschaft.
Zitat von CaroReligion hat auch wichtige Funktionen wie zum Beispiel die psychische Funktion: wenn wir einen Schicksalsschlag haben dann hilft uns der Gedanke, dass Gott da ist und uns beschützt.
Wenn man Atheist geworden ist, kann einem keine Märchengestalt aus irgendeiner Not retten. Der Atheist braucht sie auch nicht. Was uns hilft, ist kein Gott, sondern Menschen!
Da muss ich Gysi echt zustimmen, würde es aber anders formulieren. Der Atheist kann gar nicht anders, als sich selbst zu helfen beziehungsweise Hilfe durch andere Menschen, anzunehmen. Wenn man sich mal die westliche Gesellschaft und den Nahen Osten anschaut, sieht man, wer fortgeschrittener ist. Säkularismus bedeutet Verweltlichung und das bedeutet, sich um das Hier und Jetzt auf diesem Planeten zu kümmern und nicht darum zu beten, dass ein meines Erachtens ein imaginäres Wesen einem aus der Patsche hilft, wenn man mal was nicht läuft oder man sich einsam fühlt.
Zitat von Caro im Beitrag #3Ich spreche hier ja auch gar nicht von dem Atheisten. Ich spreche von Gläubigen, die ohne Gott nicht weiter wissen und denen hilft es, daran zu glauben, dass eine 'größere Macht' dahinter steckt. Und das ist doch etwas Positives.
Jedem steht es frei, an das zu glauben, was er möchte, in Deutschland herrscht ja Demokratie und Religionsfreiheit. Aber in einer Demokratie muss man auch aushalten, dass es Leute gibt, die nicht deinen Glauben teilen oder nicht deiner Religion angehören. Das muss echt jeder selbst wissen. Ich finde, der Glauben an Gott hält jemanden davon ab, sein Leben im Hier und Jetzt zu leben und konstruktiv an Lösungen von Problemen zu arbeiten. Ich persönlich sehe daran jedoch nichts Positives, für mich ist es nur Selbstbetrug. Aber wenn jemand wirklich gar nicht ohne Gott kann, steht es doch dieser Person zu, an Gott zu glauben. So funktioniert doch Religions- oder Glaubensfreiheit.
Zitat Religion hat auch wichtige Funktionen wie zum Beispiel die psychische Funktion: wenn wir einen Schicksalsschlag haben dann hilft uns der Gedanke, dass Gott da ist und uns beschützt.
Ich habe gläubige Menschen kennengelernt, die mit dem plötzlichen Tod eines nahen Angehörigen konfrontiert wurden. Ich habe ausnahmslos festgestellt, dass in allen Fällen zunächst Zweifel an der Existenz "Gottes" laut wurden, die teilweise auch noch heute -nach Jahren- Bestand haben. Ich gestehe natürlich zu, dass tief Gläubige in ihrem Glauben an "Gott" Trost finden mögen. Ich stelle aber gleichermaßen fest, dass auch der Atheist letzten Endes an einen Punkt gelangt, an dem seine Trauer nicht mehr akut sein wird. Denn nach alter Weisheit heilt nicht "Gott" alle Wunden, sondern die Zeit. Abgedroschen, aber wahr!
---------------------------------------------------- NUR DER ZWEIFEL LÄSST UNS DENKEN
Zitat von Caro Ich spreche von Gläubigen, die ohne Gott nicht weiter wissen und denen hilft es, daran zu glauben, dass eine 'größere Macht' dahinter steckt. Und das ist doch etwas Positives.
Der Gläubige wird das so sehen, und ihch wollte ihm auch nie seinen Glauben nehmen, um Himmels willen! Oder wessen Wille auch immer... Nur unterstellen ebendiese Gläubigen uns Atheisten immer wieder, dass UNS etwas fehlte. Uns fehlt nichts. Und die Hilfe, die dieser eingebildete Gott denen vermeintlich gibt, holen wir uns und die geben uns die Menschen! "And that's reality!" (John Lennon, aus dem Song "God") Gott hilft nicht, die Menschen helfen! ("You've got to serve yourself!" (John Lennon, "Lennon Anthology", Parodie auf Bob Dylans Jesus-Song "Gotta Serve Somebody")
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
Zitat von CaroAlso glaubt ihr, dass Religion eben veraltet ist und nur Negatives hervorbringt?
Religion bindet Gutes an Irrealem. Du investierst dein Leben in einen Gottglauben und in eine von diesem Gott (angeblich) verlangte Willfährigkeit - in der Hoffnung auf die Rendite eines ewigen Lebens. Diese Rendite wird aber nie ausgezahlt! (Jedenfalls nicht so.) Betrug ist keine Basis einer guten Ethik.
Religion hat aber auch die Menschen (über die 10 Gebote) zu einer Gemeinschaftsfähigkeit und einer gewissen notwendigen Moral für ebendiese domestiziert. Das ist schon was Gutes. Aber zu behaupten, dass dies für unser Abendland nur über die Religion - das Christentum - gehen konnte, ist anmaßend! Die Griechen und die Römer sind immerhin die Stützpfeiler des Klassischen Humanismus mit ihrer PHILOSOPHIE! Nicht mit ihrer Religion.
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
Hilft ein Gott wirklich? Bricht ein Unheil über jemandem herein, mag er Gott anrufen oder nicht, man kann es nicht ändern, nur bewältigen. Ob bei der Bewältigung Gläubige oder Nichtgläubige beteiligt sind, die Trost spenden, oder gar der Pfarrer Tröstendes bereit halten kann, ändert am Unheil selbst nichts. Beispiel der Tod, von den allermeisten Christen empfunden, als einen Vorgang der Trauer und Tränen hervorruft. Wieso ruft der Tod nicht Freude hervor, wenn man in der Gewissheit ist, dass der Verstorbene in den "Himmel" kommt, wo er doch angeblich bei Gott ist? Oder überwiegt die Skepsis über die Schandtaten des Verblichenen, dass er in die Hölle kommen wird und dann erst Tränen und Trauer berechtigt werden. Man spräche hier von einem traurigen Schicksal. Die unterschiedliche Sicht wie Unheil bewältigt, ja ver- oder bewertet werden kann mag die Flut-Katastrophe vom Dezember 2004 verdeutlichen als der islamische Kulturkreis dieses Unglück als "Prüfung Allahs" deuteten, weil dort mehrheitlich Muslime ums Leben kamen. Als das Erdbeben in der Karibik eine ähnlich hohe Zahl von Toten forderte, sprachen die gleichen Medien und Zeitungen im islamischen Kulturkreis von der Strafe Gottes, nur weil diesmal überwiegend Christen ums Leben kamen. Das lässt tief blicken.
Sich von irgendeinem angenommenen göttlichen Willen freizumachen ist in JEDEM Fall eine Befreiung! Religion ist vollkommen Angstbestimmt. Angst vor göttlicher Strafe im Diesseits und Angst vor sogar ewiger göttlicher Strafe im Jenseits. Jedes persönliche Unglück muss doch von religiösen Menschen zwangsläufig als Gottgewollt gesehen werden! Bohrendes Schuldgefühl ist die Folge: Warum habe ich vor Gott versagt...
Die Ansicht, der Mensch könne nur gut sein, wenn er andernfalls göttliche Strafe zu erwarten habe, ist das absolute geistige Armutszeugnis und spricht durchaus gegen jede solche Religion. Dostojewskis Aussage - wenn es keinen Gott gäbe, dann sei alles erlaubt, zeugt jedenfalls in diesem Punkt von einem starken intellektuellen Defizit.
__________________________________________________ Wenn du es nicht wagst, den Sinnen zu trauen, stürzen die Pfeiler des Lebens ein. De nihilo nihil. Aus Nichts wird nichts. Zu soviel Unheil hat schon die Religion die Menschen verleitet. (Lukrez)