Hab vor kurzem ein Drehbuch über drei Mormonenmissionare geschrieben, die alle mit ihrem Glauben und/oder ihrer Mission hadern. Dazu habe ich eigene Erlebnisse, und die anderer Missionare verarbeitet. Im Kern ist die Aussage, dass bei den Mormonen die Regeln wichtiger als alles andere ist, und man unliebsame Gefühle wie einen Lichtschalter ausknipsen soll. Bitte um Kommentare (nicht nur, was das Drehbuch betrifft, sondern vor allem das Thema an sich).
Viel mehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, Harry, die zeigen, wer wir wirklich sind - J.K. Rowling (Albus Dumbledore, in "Harry Potter und die Kammer des Schreckens).
80 Seiten. Das ist abba ville. Vom Monitor ablesen strengt die Augen ganz schön an. Ich hätte gerne eine kompakte, kurze Zusammenfassung zur Orientierung.
Du schreibst noch auf Schreibmaschine? Oder ist das das nur eine Schreibmaschinen-Schrifttype?
Ansonsten ist dein Eifer natürlich klasse - und das Thema auch. Wirst du auch einen Filmer und Schauspieler finden, die deine Ideen verwirklichen - also auf Film bringen - können? Toi, toi, toi!
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
Der Schrifttyp ist bei Drehbüchern vorgegeben (Courier), bei Exposé und Treatment nicht. 80 Seiten sind okay, da es ja das Drehbuch für einen Langspielfilm sein soll. Wolan, hier eine Zusammenfassung (kein Exposé), aus dem Gedächtnis geschrieben.
Handlung:
Drei Missionare, die Österreicherin Sandra, der Kölner Gerd, und der Amerikaner Brian, machen sich auf den Weg nach Hamburg, wo sie unter der Leitung des Missionspräsidenten Glen arbeiten sollen. Sandra, die ihre Homosexualität versteckt, verliebt sich in Birte, ein "Hamburger Deern". Gerd erfährt, dass seine Mutter an Krebs erkrankt ist, und nur noch kurze Zeit zu leben hat. Und Brian lernt James kennen, einen ehemaligen Mormonen, der ihm Dinge über die Mormonen sagt, die Brians Glauben in Zweifel ziehen. Sandras Liebe zu Birte fällt auf, und sie wird nach Pinneberg zu Claire, einer älteren Missionarin versetzt, wo sie "unter Bewährung" steht. Gerd will seine Mission unterbrechen, und geht, nachdem der Missionspräsident ihm das verweigert, einfach nach Hause. Und Brian kommt durch die eigenen Forschungen (James hat ihm ein Smartphone zugesteckt), immer mehr in Zweifel, und fragt nach dem Sinn des Glaubens und der Mission. Claire sagt Sandra, dass sie sich zwischen Kirche und Liebe entscheiden muss, und sie entscheidet sich nach einer kleinen Rede bei einer Zeugnisversammlung gegen die Kirche und für die Liebe, obwohl Glen wollte, dass sie ihre Gefühle wie ein Lichtschalter ausknipst. Gerd wird unehrenhaft von Mission entlassen, seine mormonische Verlobte will von ihm nichts mehr wissen, und er gerät beim Gespräch mit dem Bischof so in Wut, dass er aus der Kirche austritt. Brian bleibt trotz besseren Wissens bei den Mormonen, und wird zum Heuchler, als er Glen anlügt. Alle drei Fälle ereigneten sich in abgeänderter Form (was das Ende angeht) wirklich.
Viel mehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, Harry, die zeigen, wer wir wirklich sind - J.K. Rowling (Albus Dumbledore, in "Harry Potter und die Kammer des Schreckens).
Hört sich auch realistisch an. Und dramatisch. Ich habe nicht so viel Ahnung vom Drehbuchschreiben. Aber der erste Einblick verrät schon, dass du deine Sache professionell hinbekommen hast. Jetzt müssten Regisseur und die Schauspieler natürlich auch ihren guten Teil zu einem guten Film liefern. Ich schätze, aus der Substanz der Story könnte es ein guter werden.
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
Zitat von Gysi im Beitrag #4Hört sich auch realistisch an. Und dramatisch. Ich habe nicht so viel Ahnung vom Drehbuchschreiben. Aber der erste Einblick verrät schon, dass du deine Sache professionell hinbekommen hast. Jetzt müssten Regisseur und die Schauspieler natürlich auch ihren guten Teil zu einem guten Film liefern. Ich schätze, aus der Substanz der Story könnte es ein guter werden.
Danke für das Kompliment, aber ich schreibe nur hobbymäßig. Früher Kurzgeschichten und Artikel, später ein Sachbuch über die Mormonen, und nun Drehbücher für Kurz-und Spielfilme. Verfilmt wird es wohl nie werden. Es sei denn, Lollywood klopft an.
Viel mehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, Harry, die zeigen, wer wir wirklich sind - J.K. Rowling (Albus Dumbledore, in "Harry Potter und die Kammer des Schreckens).
Zitat von Gysi im Beitrag #6Schade. Dann eine Frage: Warum nicht weiter Kurzgeschichten oder Romane. Warum diese Drehbücher?
Ich wollte was Neues ausprobieren. Im Gegensatz zum Buch, musst Du beim Drehbuch anders vorgehen. Beim Buch schreibst Du, wie die Figur oder/und der Schauplatz aussieht, beim Drehbuch nur, wenn es für die Handlung wichtig ist. Beim Buch drückst Du Gedanken und Gefühle aus, oft sehr plastisch, beim Drehbuch eher minimalistisch. Ein Beispiel:
Buch:
Gysi legte seine Pistole zurück in den Holster. Verdammt, dachte er. Warum soll ich diesen kleinen Gauner umbringen? Ich könnte ihn auch den Bullen übergeben. Bringt nichts ein, ist aber gut fürs Karma.
Drehbuch:
Gysi steckt die Waffe zurück. Er blickt auf den kleinen Gauner. Gysi überlegt, was er mit ihm tun soll. Dann hat er sich entschieden.
Viel mehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, Harry, die zeigen, wer wir wirklich sind - J.K. Rowling (Albus Dumbledore, in "Harry Potter und die Kammer des Schreckens).
Ich habe über die Mormonen nur einige angelesene Kenntnisse. Was ich aber gut kenne ist der Mormonen Tabernacel Chor, ein weltweit einmaliger Klangkörper und ein Höhepunkt abendländischer Musikkultur.