Der Wert der Geschichte liegt meines Erachtens unter anderem auch in der Tatsache, dass späteren Generation neben den positiven Errungenschaften der Vergangenheit auch die Fehler und deren Auswirkungen beleuchtet und aufgezeigt werden. Nur dann hat sie Anspruch auf historischen Wert und schafft die entsprechenden Grundlagen um vergangene Ereignisse richtig zu interpretieren und deren Hintergründe zu verstehen.
Deine übernommene Darstellung der Geschichte Israels ist nicht falsch, aber beschönigt, jemand, der sich ein historisches Bild machen möchte wird somit indirekt in die Irre geführt. Daher habe ich ein paar historisch Fakten eingefügt, die aufzeigen, dass die Entstehung des Staates Israel erstens nicht unumstritten und zweitens politisch auch höchst fragwürdig ablief.
Ich bin auch kein Fan von kilometer langen posts, gewisse Dinge lassen sich nicht einfach in ein paar Sätzen abhandeln. Diejenigen dies interessiert werdens lesen die andern eben nicht, so einfach.
Teil 1
29. bis 31. August 1897
Erster Zionistenkongress in Basel, der die Schaffung einer gesicherten Heimstätte für das jüdische Volk in dem damals unter osmanischer Herrschaft stehenden Palästina fordert.
Unter der Führung Theodor Herzls zog die Organisation Gebiete in Ostafrika und Argentinien als Stätte für einen jüdischen Nationalstaat in Erwägung, doch entschied sie sich schließlich unter Berufung auf die uralten jüdischen Verbindungen zum heiligen Land für Palästina.
2. November 1917
Die Britische Regierung sichert den politischen Zionisten ihre Unterstützung bei der Schaffung einer "jüdischen Heimstätte" in Palästina zu (Balfour Deklaration).
So gelangte man 1915 zu einem Abkommen zwischen dem Emir von Mekka, der als Sprecher der Araber auftrat, und dem britischen Hohen Kommissar in Ägypten, Sir Henry McMahon, der für die Briten verhandelte. Der Emir forderte die Anerkennung der Unabhängigkeit aller arabischen Gebiete des osmanisehen Reichs, einschließlich Palästinas, McMahon jedoch versuchte, Palästina dadurch auszuschließen, daß er sich unklar darüber ausdrückte, wie weit die betreffenden Gebiete reichten. Der Emir wies McMahons Versuch zurück. Die Kontroverse setzte sich bis 1939 fort, als die britische Regierung einräumte, daß "sie 1917 nicht das Recht hatte, über Palästina zu verfügen".
Mit dieser Deklaration „versprach eine Nation feierlich einer zweiten Nation das Land einer dritten Nation" (Arthur Koestler, jüdischer Schriftsteller).
der zionistische Führer Dr. Chaim Waizmann schrieb nur zehn Jahre später:
"Die Balfour-Deklaration von 1917 ist auf Luft gebaut... in diesen vergangenen zehn Jahren dachte ich jedes Mal beim Aufschlagen der Zeitung: Von wo wird der nächste Schlag kommen? Ich zitterte bei dem Gedanken, daß mich die britische Regierung zur Rede stellen und fragen würde: 'Sagen Sie, was ist eigentlich diese zionistische Organisation? Wo sind denn Ihre Zionisten?' .... Denn sie wußte, daß die Juden gegen uns waren; wir standen allein auf einer kleinen Insel, eine winzige Gruppe von Juden mit einer fremden Vergangenheit."
24. April 1920
Konferenz der Alliierten in San Remo überträgt Großbritannien das Mandat für Palästina.
DAS PALÄSTINA-MANDAT
Als Bestandteil des Palästina-Mandats erhielt die Balfour-Deklaration eine internationale Dimension. Das Mandatskonzept selbst war ein Kompromiss zwischen dem herrschenden Kolonialsystem und dem Prinzip der Selbstbestimmung der Völker - einem Prinzip, das besonders von Präsident Woodrow Wilson vertreten wurde. Nach dem Sieg Großbritanniens und seiner Verbündeten im Ersten Weltkrieg stellte das Mandatssystem des Völkerbundes viele der ehemaligen Kolonien und Untertanen des Osmanischen und dem Deutschen Reich sowie von Österreich-Ungarn beherrschten Völker unter die Vormundschaft einzelner Siegermächte. Das erklärte Ziel dieser Mandate war, die betreffenden Völker nach und nach zur Unabhängigkeit zu führen.
Es gab drei Kategorien von Mandaten mit unterschiedlicher Rangstufe, die sich danach richteten, wie die Siegermächte die politische Reife des betreffenden Volkes einstuften. Alle ehemaligen arabischen Gebiete des Osmanischen Reichs, einschließlich Palästinas, wurden Mandate der Kategorie A. Dies war die fortgeschrittenste Kategorie, und die Völkerbundssatzung beschrieb Mandate der Kategorie A als Territorien, "deren Existenz als unabhängige Nationen schon provisorisch anerkannt werden kann", während ihnen auf ihrem Wege zur Unabhängigkeit noch "verwaltungsmäßige Hilfe und Beratung" gewährt würde. Syrien und der Libanon wurden unter französisches Mandat gestellt, Palästina und Transjordanien unter britisches Mandat. Gemäß den Bestimmungen der Völkerbundssatzung über die Unabhängigkeit von Mandatsgebieten erlangten die zwei französischen Mandate ihre Unabhängigkeit noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges; der Libanon wurde im November 1943 unabhängig, gefolgt von Syrien im Januar 1944. Jordanien erreichte die Unabhängigkeit 1946. Palästina jedoch wurde zum Konfliktgebiet.
Die Satzung des Völkerbunds sah vor, daß die Wünsche der betroffenen Bevölkerung ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der Wahl des Mandatsträgers sein sollten. Im Falle Palästinas wurde dies jedoch ignoriert.
Sonderausschuß der Vereinten Nationen für Palästina United Nations Special Committee on Palestine (UNSCOP)
Im Bericht des Sonderausschusses wird dazu festgestellt:
"...zur Zeit der Schaffung der 'A'-Mandate wurde es (das Prinzip der Selbstbestimmung) auf Palästina nicht angewandt, offensichtlich wegen der Absicht, dort die Gründung der jüdischen nationalen Heimstätte möglich zu machen. Man kann sogar soweit gehen zu sagen, daß die jüdische nationale Heimstätte und das Palästinamandat, das eine Kategorie für sich darstellte, diesem Prinzip zuwiderliefen".
1936 bis 1939
Widerstand der Palästinenser gegen die britische Mandatspolitik und die zionistische Kolonisation erreicht einen Höhepunkt.
1937 entsandte Großbritannien eine Königliche Kommission unter Leitung von Lord Peel, die über die Aufstände berichten sollte. Die Kommission kam zu dem Ergebnis, daß die Gründe für die ersten Aufstände und schließlich die offene Rebellion eine Kombination des Wunsches der palästinensischen Araber nach nationaler Unabhängigkeit sowie "ihres Hasses und ihrer Abscheu gegen die Errichtung einer nationalen jüdischen Heimstätte" in ihrem Land sei. Weiterhin stellte die Kommission fest, daß "...die gewaltsame Umwandlung Palästinas in einen jüdischen Staat gegen den Willen der Araber... eindeutig gegen den Geist und den Sinn des Mandatssystems verstoßen würde. Sie würde bedeuten, daß man die nationale Selbstbestimmung verweigert habe, solange die Araber die Mehrheit in Palästina bildeten, und erst dann einräumen würde, wenn die Juden in der Mehrheit seien...".
Zwischen 1936 und 1939 konzentrierten sich die zionistischen Terroraktionen vor allem auf arabische Ziele. In diesen Jahren kamen etwa 170 Palästinenser bei jüdischen Angriffen gegen Märkte, Cafes, Häuser und Verkehrsmittel um. Diese Zahl bezieht sich nicht auf die Opfer von Straßenkämpfen. Die Zahl der Verletzten war doppelt so hoch. Ab 1944 wurden auch die Briten zur Zielscheibe. In diesem Jahr wurden mehrere Mordversuche gegen britische Hochkommissare unternommen.
Im November wurde ein britischer Staatssekretär im Nahen Osten, Lord Moyne, in Kairo umgebracht Die Organisation (Stern-Gruppe) erklärte, Lord Moyne habe gegen zionistische Interessen gehandelt.
Daraufhin erklärte der eifrigste Freund der Zionisten, Winston Churchill: "Wenn unsere Träume für den Zionismus sich im Pistolenrauch von Mördern auflösen sollten, und wenn unsere Mühen für die Zukunft des Zionismus nur eine neue, den Nazis ebenbürtige Bande von Gangstern hervorbringen sollten, dann müssen ich und meinesgleichen unseren so beharrlich vertretenen Standpunkt gründlich revidieren .
Ab 1942 häuften sich die Anschlage der Irgun und der Stern-Bande gegen britische Kommissare und Polizisten. Bis 1947 waren etwa 200 Briten durch Sprengstoffanschläge und bewaffnete Angriffe getötet worden.
1946 sprengte die Irgun in Zusammenarbeit mit der Haganah und der Jewish Agency einen Flügel des King-David-Hotels in Jerusalem in die Luft. Dort war die zivile Verwaltung der britischen Mandatsregierung untergebracht. Die Angestellten waren zum Teil Palästinenser, es waren aber auch Juden darunter. Da die Explosion zu einem Zeitpunkt erfolgte, als gerade viele Menschen dort verkehrten, wurden fast 100 Menschen unter den Trümmern begraben. Auch palästinensische Verwaltungsstellen wurden getroffen, besonders aber arabische und britische Banken.
Im Januar 1947 erklärte die Irgun Großbritannien den Krieg und verübte 17 Anschläge in Tel Aviv. Großbritannien antwortete mit einem Ultimatum an die Jewish Agency.
Nachdem die UNO am 29.11.1947 die Teilung des ehemaligen britischen Mandatsgebietes Palästina (britisch seit 1918, zuvor Randprovinz des Ottomanischen Imperiums) beschlossen hatte, zogen die Briten ab.
Die britische Historikerin Elizabeth Monroe kommt in ihrer Studie Britain's Moment in the Middle East zum Schluß, daß „die Balfour Deklaration einer der größten Fehle in unserer imperialen Geschichte" war.
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Gott ist eine vom Menschen erdachte Hypothese bei dem Versuch, mit dem Problem der Existenz fertig zu werden.
(Sir Julian Huxley, engl. Biologe, 1887-1975)