Für (echten) Säkularismus und freie Religionskritik!
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Einleiten möchte ich diesen Thread mit einer Überlegung meines Lieblings-Philosophen Douglas Adams. Ich weiß, dass ellenlange Texte hier nicht gern gesehen werden, aber ich hab keine vernünftige Verlinkung gefunden. Er ist es aber definitiv wert, gelesen zu werden!
"Stellen Sie sich nun einen Frühzeitmenschen vor, der sich nach einem Tag fröhlicher Werkzeugarbeit in seiner Umwelt umsieht. Er schaut sich um und sieht eine Welt, die ihm wahnsinnig gut gefällt: Hinter ihm liegen Berge mit Höhlen darin - Berge sind toll, weil man sich in den Höhlen verstecken kann und nicht im Regen herumlaufen muss, und die Bären kriegen einen nicht; vor ihm liegt der Wald - darin gibt's Nüsse und Beeren und andere Leckereien; ein Bach fließt vorbei, gefüllt mit Wasser - köstlich zu trinken, man kann die Boote darin zum Schwimmen bringen und überhaupt alles mögliche damit anstellen. Und da ist ja auch Vetter Ug, der hat gerade ein Mammut gefangen -Mammuts sind toll, man kann sie essen, man kann ihre Felle tragen, man kann aus ihren Knochen Waffen herstellen, um andere Mammuts zu fangen. Echt, diese Welt ist großartig, sie ist phantastisch. Aber unser Mensch hat einen Augenblick Zeit nachzudenken, und er denkt sich: »Also, das ist wirklich eine interessante Welt, in der ich lebe«, und dann stellt er sich eine sehr tückische Frage, eine Frage, die völlig bedeutungslos und trügerisch ist, sich aber nur aufgrund des Wesens seiner Persönlichkeit stellt, der Persönlichkeit, zu der er sich entwickelt hat und die erfolgreich ist, weil er so denkt. Der Mensch als Macher betrachtet seine Welt und sagt: »Wer hat das alles gemacht?« Wer hat das gemacht? - Sie merken, warum das eine tückische Frage ist. Der Frühzeitmensch denkt: »Weil es nur ein Lebewesen gibt, das ich kenne, das Dinge herstellt, muss derjenige, egal wer es ist, der all dies gemacht hat, viel größer, viel mächtiger und zwangsläufig unsichtbar sein; einer wie ich, und weil ich meist der Starke bin, der alles macht, ist er wahrscheinlich ein Mann.« So sind wir zur Gottesidee gelangt. Weil wir aber, wenn wir Dinge herstellen, auch vorhaben, etwas mit ihnen anzustellen, fragt sich der Mensch der Frühzeit: »Wenn er es gemacht hat, wozu hat er es gemacht?« Und jetzt schlägt die Falle zu, denn der Frühzeitmensch denkt: »Diese Welt passt sehr gut zu mir. Es gibt all diese Dinge, die mir helfen, mich ernähren und auf mich aufpassen; ja, diese Welt ist wie für mich geschaffen«, und er kommt zur unausweichlichen Schlussfolgerung, dass, wer auch immer die Welt gemacht hat, sie für ihn geschaffen hat. Das ist etwa so, als wachte eine Pfütze eines Morgens auf und denkt: »Das ist eine interessante Welt, in der ich mich befinde - ein interessantes Loch, in dem ich liege - passt doch ganz prima zu mir, oder? Ja, es passt so ungeheuer gut zu mir, dass es eigens für mich geschaffen worden sein muss.« Das ist eine so packende Idee, dass die Pfütze, als die Sonne am Himmel höher steigt und die Luft sich erhitzt und sie immer kleiner und kleiner wird, sich immer noch verzweifelt an die Vorstellung klammert, dass alles schließlich wieder ins Lot kommen wird, weil diese Welt für sie erdacht, für sie erschaffen wurde; und so kommt für sie der Moment ziemlich überraschend, in dem sie verschwindet. Ich glaube, vor etwas in der Art müssten auch wir auf der Hut sein." (Douglas Adams)
Sehe ich in etwa auch so wie der Douglas Adams. Der Mensch ist in der Lage, Funktionszusammenhänge zu erkennen. Und er macht eine Erfahrung, die er auf seine Umwelt extrapoliert: Er produziert und schafft Dinge außer der Naturproduktion, für die er sich als einzig und alleiniger Schöpfer verantwortlich sieht. So stellt er sich die Frage: Und wer erschuf die Natur, wer mich? Wie ein kleines Kind setzte er (der zu erkennen beginnende Mensch) das Verhältnis des Über-Schöpfers zu sich und der Natur zu dem Verhältnis seiner kleinen Person zum Faustkeil und Mammutfell-Mantel. Das Mysterium der Religion ist nichts anderes, als das Mysterium des Erkenntniswesens Mensch, aus seiner Unkenntnis und schmalen Erfahrung heraus ein Weltbild zu erklären, erklären zu wollen, vielleicht auch erklären zu müssen. Wer Lust dazu hat, ein Artikel zu dem Thema von mir zu lesen - bidde sehr => http://www.wogeheichhin.de/zuflucht.html (Ist nicht lang.)
Gysi
_____________________________________________ "Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert!" (Hamed Abdel-Samad)
Ich hab dein Online-Buch selbstverständlich gelesen und bin, was das meiste betrifft, absolut einer Meinung mit dir. Adams konnte seine Überzeugungen immer mit einem phantastischen Humor darlegen! Ein Jammer, dass er so früh sterben musste.
Naja, wenn ich ehrlich bin nur bis einschließlich "Die polymorphe Moral" . Aber ich hab schon vor es noch fertig zu lesen. So lag ist es ja nun auch wieder nicht.
In Antwort auf:So langsam strebt die Anzahl der Leser so gen 5...